Zurück

Reviews

Wilson: Tasty Nasty

Stil: Nu Metal

Cover: Wilson: Tasty Nasty

Hut ab für den Mut, den dieses Quintett aus Detroit im US-Bundesstaat Michigan, dessen zwei Alben vor diesem hier in Europa weitgehend übersehen wurden, an den Tag legt: "Tasty Nasty" erweist sich als Stil-Anachronismus, wie er abwegiger fast nicht sein könnte, denn …

… man wähnt sich als zu Beginn der 80er geborener Hörer beim lauschen zurück auf der Oberstufenschulbank. Die Band die je nach persönlichem Geschmack das Beste oder Schlimmste aus den 1990ern subsumiert, ist eine Ton gewordene Retrospektive, ob bewusst oder nicht. Die Amis arbeiten sich an Rap Rock, Nu Metal und poppigem Alternative bzw. Melodic Punk ab, als sei in diesen Bereichen nicht längst alles gesagt worden. So oder so darf man solche Musik heute eigentlich nicht mehr ungestraft machen, weil der Zeitgeist mittlerweile ein völlig anderer ist und die Generation Post 9/11 jene naive Unbekümmertheit von damals nicht kennt.

Auf „Tasty Nasty“ begegnet man Limp Bizkit zu prolligen Hochzeiten wieder, vor allem im eröffnenden ‚Dumptruck‘, wo Chad Nicefield (heißt der echt so?) tatsächlich mit Zeilen wie „This shit bumps, this shit fucks, this shit dumps like a dump truck“ davonkommt, und ‚Fuck Up My High‘, das er ähnlich schrill vorträgt wie der junge Fred Durst. So frech, wie der Kerl hier die Spice Girls (!) zitiert, so respektlos zeigt sich die immerhin schon seit etwa zehn Jahren aktive Band auch rein musikalisch. Funk mit Slap Bass und Scratching (‚Money‘) geht ihnen ebenso leicht von der Hand wie eine Hymne zum nächsten Sommerwerbespot irgendeiner Automarke (‚Summertime Treat‘), was in etwas mehr als einer halben Stunde erträglich, für manchen sogar großartig ist.

FAZIT: Bei "Tasty Nasty" handelt es sich um einen Soundtrack für Geschwindigkeitsübertretungen inner- wie außerorts, dessen Konsequenzen man nicht trägt. Mit 18 ist man eben noch unbesiegbar, und wer vor ungefähr 20 Jahren in diesem Alter war, darf sich bei WILSON zumindest eine kräftige Dosis Nostalgie abholen, deren Wert darüber hinaus allerdings sehr, sehr gering bleibt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/4b04efe0d5c74447bd68bc7451dc6d24" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2018

Tracklist

  1. Dumptruck
  2. Wrong Side Of History
  3. Like A Baller
  4. My Hustle
  5. Summertime Treat (Tasty Nasty)
  6. Act My Age
  7. Spanish Coffee
  8. Money (Money Money Money)
  9. Fuck Up My High
  10. House Of Fuckery
  11. Everyone Gets A Round On Me

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    36:45

  • Erscheinungsdatum

    24.08.2018

© Musikreviews.de