Mit YESTERNIGHT beweist die nächste polnische Neo-Prog-Band, dass gediegenes Handwerk nicht ausreicht, um erfahrene Genre Hörer und vor allem solche Musikfreunde hinterm Ofen hervorzulocken, die von emotional ihrem Lieblingssound gekitzelt statt lediglich berieselt zu werden.
Das Dreigespann um Drummer Kamil Kluczy?ski, dem auch das Label 12 Sounds Productions gehört, macht auf seinem ersten Album keinen Hehl daraus, dass ihnen die Erfolgsgeschichte ihrer Landsleute Riverside imponiert. Der frappante Unterschied zwischen Original und Kopie besteht jedoch darun, dass YESTERNIGHTs rührselige Masche wie eine ebensolche wirkt - unaufrichtig. So stellt sich "The False Awakening" (treffender Ttel vielleicht?) als Aneinanderreihung von Manierismen heraus, die sich durch wenig mehr hervortut als den Schönklang einer ordnungsgemäßen Umsetzung.
Das Trio, das sich im Studio mit mehreren Helfern verstärkt hat, kann Songs nach bewährtem Format schreiben, keine Frage. Die Produktion fängt die Dynamik der Kompositionen anschaulich ein, einen steten Wechsel zwischen sachter Stimmungsmache und härteren Ausschlägen mit einerm Gitarrenhandschrift, die man (natürlich) auf Pink Floyds David Gilmour zurückführen könnte. Letztlich bilden Melodien den Kitt um beide "Extreme" harmonisch miteinander zu verbinden.
Die Stücke sind etwas länger als der Durchschnitt, und wie es sich gehört, steht am Ende ein Longtrack, mit dem YESTERNIGHT sozusagen subsumieren, worauf es ihnen generell ankommt. Wer es kurz und prägnant mag, ist gut mit den Singles 'My Mind' und 'Who You Are' bedient, wird aber nach mehrmaligem Hören dieser und der restlichen Lieder einsehen, dass sich das Material aufgrund seiner allzu vertraut anmutenden Anlage schnell abnutzt.
FAZIT: Polnische Prog-Perfektion im Fahrwasser der Genannten, von Collage und Believe, ohne offensichtlichen Mehrwert - YESTERNIGHT reichern ihren Sound dezent mit Metal-Riffs an, scheinen andererseits von ihrer eigenen Rührseligkeit begeistert zu sein und schmoren so weitgehend im eigenen Saft bzw. der Referenzhölle, statt sich um Eigenständigkeit zu bemühen. "The Fals Awakening ist " okaye Standardkost und kein bisschen mehr. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/fafff865a8e3492ba747506d81dfbad4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2018
12 Sounds
53:57
17.08.2018