„YUSUF SAHILLI ist ein Multi-Instrumentalist / Metropolitan Indie Pop / Nu Folk / Global Pop Singer-Songwriter aus Berlin.“ Bei einer solchen Beschreibung scheint es sich bei dem Mann um ein wahres Kaleidoskop von einem Musiker zu handeln. Und dann zitiert er auch noch Demokrit im Albumtitel: Außer Atomen und der Leere dazwischen gebe es nichts, konstatierte der Grieche, der modernen Naturwissenschaft um mehr als anderthalb Jahrtausende vorgreifend.
Schnell wird klar, dass SAHILLI dem Philosophen nicht nur hinsichtlich dessen düster hallenden Weltsicht folgt, sondern auch seine lebensbejahende Folgerungen mitträgt: Sich nicht mit der Furcht vor Göttern oder dem potentiell ewigen Leiden nach dem Tode herumschlagen zu müssen, eröffnet viele Möglichkeiten, das Diesseits mit vollen Händen auszuschöpfen, die gegebene Zeit bis zum unausweichlichen Zerfall in die atomaren Bestandteile zu genießen.
Es ist ein fast durchgängig warmer Rotton, der SAHILLIS Songs durchzieht, melancholische Zwischentöne sind zwar vorhanden, jedoch keineswegs überrepräsentiert. Was die ausufernde Genre-Übersicht verschweigt, ist SAHILLIS starker Draht zur Insel, seine Vorliebe für zwischen Akustik und ungenierter Verzerrung changierenden Indie-Rock.
Ungeniert heißt aber nicht: Unambitioniert oder schlampig, was das Arrangement und die Aufnahmequalität der Stücke betrifft.
„Nice on the ears“: Ein schöner Ausdruck, der gleichzeitig Lob und Abwertung transportiert; so angenehm „Atoms and the Void“ auch auf den Ohren liegen mag, so rückstandslos lässt es sich auch von selbigen ablösen: Ein Grund dafür, den man SAHILLI aber kaum nicht zum Vorwurf machen kann, ist die Farblosigkeit seiner Stimme. Auch nach mehreren Durchläufen ist seinem Gesangsvortrag wenig mehr als anonymer Wohlklang abzugewinnen. Damit verbunden, aber durchaus der Kritik würdig, ist der Eindruck, dass sich der Berliner während der gesamten 45-minütigen Spielzeit nicht so recht aus sich selbst herausbewegt. Nie scheint er sich mit dem ganzen Körper in einen Song zu werfen, was das Bild einer zurückhaltenden Beliebigkeit hervorruft. Und auch die leiseren, folkigen Stücke wie der Titelsong tun sich schwer, auf den Punkt zu kommen, schlimmstenfalls wirken sie mehr wie Interludien, denn wie eigenständige Songs. Ob bei dieser Spielzeit und diesem Musikstil nicht ein beherzter Griff zum Rotstift und eine Konzentration des Materials auf eine intensive(re) halbe Stunde eine gute Idee gewesen wäre?
FAZIT: „Atoms and the Void“, das Debütalbum von YUSUF SAHILLI bereitet ein warmes, angenehmes, jedoch leider unterbestimmtes Hörerlebnis, dessen Stil-Vermengung zwischen international angehauchtem Singer-Songwritertum und Alternative Rock im weitesten Sinne nichtsdestotrotz sympathisch und sicherlich ein Antesten wert ist.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.12.2018
Damian Giambazi
Yusuf Sahilli, Ben Barrity, Claire Schillinger
Yusuf Sahilli
Yusuf Sahilli
Martin Kruemmling
Musszo Records / Kontor News Media
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28.09.2018