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Zhenya Strigalev: Blues For Maggie

Stil: Jazz

Cover: Zhenya Strigalev: Blues For Maggie

Vor zwei Jahren erregte Saxofonist Zhenya Strigalev mit "Never Group" Aufsehen, da er den harmonischen Freigeist von Wegbereitern wie Ornette Coleman gekonnt auf persönliche Weise verarbeitete, nun wird noch heißerer Stoff nachgelegt. "Blues For Maggie" geht in eine etwas andere Richtung.und wurde im Frühjahr 2017 live im Tilburger Club Paradox bzw. im Porgy 'n' Bess zu Wien mitgeschnitten. Dass es sich um ein Livealbum handelt, bemerkt der Hörer lediglich anhand vereinzelter Ausrufe und Klatscher aus dem Publikum, obwohl die Aufnahme einen unleugbar spontanen Charakter hervorkehrt.

Schon der Reggae-beeinflusste Einstieg 'Not Upset' überrascht, und dies wiederholt sich im weiteren Verlauf des Sets fortwährend aufs Neue. Federico Dannemann, chilenischer Gitarrist (u.a. von Peter Erskine) und früherer Kommilitone des Namengebers an der Königlichen Musikakademie in London, spielt ebenso virtuos wie beherrscht, verleiht dem Material aber eine fiebrige Note, die an beste Fusion-Zeiten (die 1970er) gemahnt. Wie um einen Kontrast dazu zu setzen frotzelt der Bandleader andererseits humorvoll mit nostalgischen Bigband-Melodien ('Wondering About Swing') und führt die "Alto Box" ein, wie er es nennt, um seinen Holzblasinstrumenten absonderliche/elektronische Klänge zu entlocken.

Der Gitarrenblues 'Pinky', im Original von Pete Cochrane, exponiert Dannemann, der Drummer Eric Harland (Walter Smith, Dave Holland) ins Schlaglicht rückende und 20-minütige dauernde Brocken 'Take Off Socks' ist hingegen ein Solo-Versuchslabor wie aus dem Szenelehrbuch für alle Beteiligten. Dazwischen grooven sie immer wieder wie hinterhältige Teufel - die Rhythmusgruppe arbeitet schon seit Jahren zusammen - und zollen der britischen Jazz-Fördererin Maggie Black (daher der Titel des Albums) auf würdevoll spritzige Weise Tribut.

FAZIT: "Blues For Maggie" ist in Hinblick darauf, dass Zhenya Strigalev mit der erstmaligen Integration eines Gitarristen in seinen Kader Neuland beschreitet, dennoch ein charakteristisches Album für ihn - pfiffig, voller Energie und gewagt am Rande der Respektlosigkeit … aber gehört dies nicht seit je zum Grundverständnis von Jazz? <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/b5b7300c9dca40e39ee63a9907d7f463" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2018

Tracklist

  1. Not Upset
  2. Pinky
  3. Wondering About Swing
  4. Take Off Socks
  5. Happy Professors
  6. Little Struggle
  7. Coda of Not Upset

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Whirlwind

  • Spieldauer

    54:25

  • Erscheinungsdatum

    04.05.2018

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