Aus Dänemark kommen laut des World Happiness Report angeblich die glücklichsten Menschen, doch nicht nur das, sondern auch eine der besten ultra-modernen Jazz-Rock-Formationen –
ihr Name: ABEKEJSER;
ihr Album: „Floating Through The Universe”;
ihre Musik: schlichtweg der größtenteils instrumentale und mit einigen Vocoder-Gesängen ausgestattete Hammer aus Jazz-Rock, Weltmusik, Electronica, HipHop sowie Dance und den seltsamsten Spielarten experimenteller Kreativität!
Noch dazu kommt das Album mit einem Cover daher, welches mit dem frech-zufrieden dreinblickenden, königlichen und zugleich Medusa-haften Affen darauf eine dermaßen hypnotische Ausstrahlung hat, dass man es sich sofort einrahmen und in die Wohnstube hängen möchte (Was übrigens der Kritiker tatsächlich umgehend verwirklichte und es nun neben dem Frauenbrust-Cover von NIAGARA mit Udo Lindenberg am Schlagzeug und dem ROLLING-STONES-Cover von „Sticky Figers“ mit Original-Hosen-Reißverschluss hängt!)! Und keine Angst, dieser Affen-Blick hat trotz Medusa-Hypnose keine versteinernde Wirkung, dafür aber die Musik, denn der folgt man tatsächlich wie versteinert vor seiner Anlage sitzend.
Liest man die ABEKEJSER-Zeilen des LP-Begleitschreibens: „Vergiss alles, was du bisher an und über instrumentale Musik gehört hast!“, dann glaubt man natürlich an eine maßlose Übertreibung. Doch bereits nach dem ersten Hördurchgang von „Floating Through The Universe” weiß man, hier zelebrieren nicht fünf Musiker ihr Über-Ego, sondern <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_jv2je_TrhE" target="_blank" rel="nofollow">Musik, die jenseits aller Klischees eine in erster Linie prog-electro-jazz-rockig-weltmusikalische Faszination entfaltet</a>, welche ihresgleichen sucht und mit einem ganz ähnlichen Kaliber wie das schwedische ESBJÖRN SVENSSON TRIO (E.S.T.), das sich selber als „Popband, die Jazz-Musik spielt“ verstand, daherkommt, als die noch nicht durch den tragischen Tod von Svensson im Jahr 2008 dezimiert und aufgelöst worden waren.
Oder gehen wir noch etwas weiter.
Wer in ABEKEJSERs Musik-Universum eintaucht, dem öffnen sich zugleich die Jazztronic-Welten von HERBIE HANCOCK über MILES DAVIS' elektronische „Tutu“-Phase bis hin zu DAFT PUNK – und das alles vereint auf einem einzigen Album. Man höre nur „Robomance“, die anscheinend E-bombastische Fortsetzung von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=VH4x_XvhROM" target="_blank" rel="nofollow">„Dr. Robotface“</a>, welche zugleich die LP-A-Seite abschließt, und danach „Warped“, das finale Album- und LP-B-Seiten-Ende.
„Floating Through The Universe“ nimmt uns mit ins Affenreich, in dem sich die elektronischen und die akustischen Drums tatsächlich ergänzen, als würden sie problemlos an allen Musik-Lianen auf der Suche nach der ultimativen Percussion-Klang-Banane dahinhangeln, aber sich niemals dabei im Wege stehen, sowie viele synthetische Klangerzeuger, die ein sich illustres Stelldichein mit akustischen Instrumenten, welche zu viel gegorenes, hochprozentiges Obst zu sich genommen haben, geben. Selbst Hip-Hop-Beats und Vocoder-Klänge, die uns auffordern, den „Rhythmus zu spüren“, erheben sich über weltmusikalischen, voll und bombastisch abgemischten Sounds, so als würden ART OF NOISE auf SANTANA treffen, während ein ROBERT FRIPP im Hintergrund an seinen ProjeKCts rumfriemelt.
Mit ihrem Video zu <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=Ov0BOrdY9Pc" target="_blank" rel="nofollow">„Floating Through The Universe“</a> setzen ABEKEJSER zudem den Zyklus aus nunmehr drei animierten Musik-Videos fort, bei denen sich bereits <a href="https://www.youtube.com/watch?v=h3ndE4Df8PE" target="_blank" rel="nofollow">Teil 1 „St. Puma“</a> und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=sws28umKBdc" target="_blank" rel="nofollow">Teil 2 „Eden Haze“</a> auf ihre deutlich weltmusikalischer ausgerichteten Jazztronic-Werke aus den Jahren 2016 & 2017 beziehen.
Tatsächlich bestätigen ABEKEJSER auf faszinierende Weise mit dieser klangvollen LP – die Musik darauf ist wirklich ideal für das schwarze Vinyl geeignet – die Worte ihres Gitarristen JEPPE LAVSEN: „Unsere Musik mag viele komplexe Untertöne haben, aber in erster Linie baut sie eine Brücke über eine Welt voller Musik, welche auf den ersten Blick sogar gefährlich erscheinen könnte. Wir bevorzugen genauso in Bars zu spielen wie in Etablissements, in denen ein fetter, elektronischer Bass deinen ganzen Körper zum Schwingen bringt und deine Bewegungen automatisch steuert. Es ist unmöglich, bewegungslos zu bleiben, wenn ABEKEJSER spielen.“
Wenn dann noch überdeutlich Einflüsse eines THOM YORKE auf „Nocturnal Observer“ zum Tragen kommen, sind wahrscheinlich auch alle RADIOHEAD-Freunde solcher Alben wie „Kid A“ oder „Amnesiac“ wunschlos glücklich.
Genauso wunschlos glücklich, wie der Kritiker des Albums, an den sich die dänische Band mit der Bitte um eine Review wandte – und der LP einen nettes (tatsächlich von Hand verfasstes) Schreiben beilegte, in dem sie neben dem Dank dafür, dass wir uns die Zeit für ihr Album nehmen, auch den Wunsch äußerten: „We really hope you like it!“
Und hier ist die Antwort: „Nein, ich mag das Album nicht nur… Ich liebe es!“
FAZIT: Mit ABEKEJSER bekommen wir eine ganz besondere Musik-Form des „Danish Dynamite“, welches einen schlichtweg umhaut, geboten. Auf „Floating Through The Universe” vereinen sich Jazz-Rock mit Electronics sowie Worldmusic und jeder Menge Beats, die gerne auch mal den Hip Hop bauchmiezeln dürfen. Eins der besten und zugleich für vielerlei Genre offenes Alben des Jahres 2019!
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.12.2019
Adrian Christensen
Jeppe Lavsen
Jon Døssing Bendixen
Frederik Emil Bülow Rasmus Fisker Pedersen (Drum Machine)
Rasmus Fisker Pedersen (Drum Machine), Jon Døssing Bendixen (Vocoder)
AMP Music
35:27
18.10.2019