Warum sich André Tolba Adriano nennt und ein "Ba-" vor seinen Nachnamen setzt, um mit einer schlagkräftigen Rhythmusgruppe retrospektiven Rockabilly zu zocken, weiß der Teufel, doch unabhängig von der Antwort auf diese Frage gießt das musikalische Rückgrat des durchgestylten Projekts Dick Brave & The Backbeats hinter Pop-Sternchen Sasha mit dem neuen Album seiner eigenen Band eine weitere Buddel hochprozentiges Feuerwasser auf die Rockabilly-Mühlen der Welt.
Und das ist auch genau so gemeint, denn "How Much Does It Cost, If It‘s Free?" hat wie seine beiden Vorgänger "Live'n'Loud" (2013) und "Thirteen Renegades" (2016) uneingeschränkt internationales Format. Der preisgekrönte Musiker, der sich auch zum Schulterschluss mit Stefan Raab nicht zu fein war und weiterhin an Peter Kraus' Seite auftritt, betreibt mit seinem Trio, das zwei langjährige Freunde komplettieren, eine gut geölte Maschine, die sich ungeheuer authentisch an swingendem Rock 'n' Roll, Rhythm'n'Blues und angrenzenden Stilen abarbeitet. Kontrabassist Falko Burkert und Drummer Bernie Weichinger betreibt bilden eine tight eingespielte Rhythmusgruppe, vor der sich BaTolba virtuos austoben kann.
Zu den Highlights ihres dritten gemeinsamen Langspielers zählen neben dem filmreife Ohrwurm 'Love Means Trouble' und dem Country-Ausflug 'Forever On My Mind' ein Cover des Johnny-Rivers-Klassikers 'Secret Agent Man'. Darüber hinaus laden der Opener 'Last one on my List', 'Troublemaker' und 'Hell Yeah' im Besonderen zum Wackeln mit dem Popo ein; außerdem gibt es mit 'How I roll' (The Silverettes), 'Your last mistake' von Darrel Higham und Patricia Vonnes 'Habanera baby' drei weitere frisch neu interpretierte Fremdkompositionen auf die Ohren.
ist modern nur insoweit, als die Produktion druckvoll und transparent ausfällt, quasi auf den Geschmack der Masse gebürstet, falls diese solche anachronistische Musik nicht kategorisch ablehnt. Soll's ja geben …
Das Album wurde natürlich nach offensichtlichen Vorbildern wie Eddie Cochran oder dem frühen Elvis Presley konzipiert, wirkt aber ungemein authentisch, vor allem in Hinblick darauf, dass es sich bei den drei Muckern um Deutsche handelt, die in diesem Fall ausnahmsweise überhaupt keinen Stock im Allerwertesten stecken haben.
FAZIT: Retrospektive auf den Sound der Vereinigten Staaten während einer Ära, die noch naive Ansichten zur scheinbar unberührbaren Weltmacht zuließ - fürFreunde von The Stray Cats bzw. Brian Setzer und seinem Orchester. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/ee2715edcd3a464d8968bae92abe0026" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2019
ToBaGo / Rough Trade
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02.08.2019