Die ANDREAS DIEHLMANN BAND scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, der jahreszeitlich bedingten Melancholie den Garaus zu machen: Mit erfreulicher Regelmäßigkeit erscheint im Spätsommer ein neues Werk der Bluesrocker aus Kassel. Mit „Point Of No Return“ kommt nun folgerichtig ihr drittes Studioalbum, nachdem vor einem halben Jahr eine (hervorragende!) Live-Aufnahme aus dem Theaterstübchen Kassel dazwischengeschoben wurde.
„Point Of No Return“ umfasst acht neue DIEHLMANN-Songs sowie eine Coverversion von Slim Harpos „I’m A King Bee“. Letztere kommt in einer schwer stampfenden, vielleicht etwas gar langen Interpretation. Apropos schwer: Beim ersten Durchlauf der Scheibe bekommt man den Eindruck, dass sich die DIEHLMÄNNER unmittelbar vor den Aufnahme-Sessions zu einer mehrtägigen Klausur zurückgezogen und sich dabei pausenlos und laut die ZZ TOP-Alben der Siebzigerjahre und zur Auflockerung „Rip It Hard“ von MICHAEL KATON reingezogen haben…
Genug der Spekulation. „Point Of No Return“ startet mit dem gemächlich-schleppenden „You Are My Woman“ und nimmt darauf im Titelsong mit einer fuzzy Gitarre über einer charakteristischen Basslinie Fahrt auf. Der langsame Blues „Don’t Go“ ist mit seinen prächtigen Gitarren-Parts ein erstes Highlight des Albums – eigentlich schade, dass man sich dafür entschieden hat, den Track nach sechseinhalb Minuten mit einem simplen Fadeout zu beenden.
Weitere starke Songs folgen mit dem rhythmisch attraktiven „Sweet Mama“ – Gitarren und Schlagzeug akzentuieren unterschiedlich – und „Deadman Walking“, in dem DIEHLMANN mit feinem Intro und nuancierten Einschüben für Abwechslung sorgt. Das abschließende „Here Comes The Rain“ holt in Bo Diddley-Manier auch die trägste Zuhörerschaft nochmals auf die Beine.
In seiner Gesamtheit ist das neue Album der ANDREAS DIEHLMANN BAND das höchst erfreuliche Werk dreier Könner. Zum einen schreibt DIEHLMANN starke Songs, zum andern werden diese vom Trio auch in bester Manier in Szene gesetzt. Schließlich wurden auch diese neuen Aufnahmen wieder in überzeugender Manier abgemischt und produziert – und das lässt sich nun beileibe nicht von allen Neuerscheinungen des Genres behaupten. Deshalb: Hut ab und Ohren gespitzt!
FAZIT: Gewiss, der Bluesrock wurde nicht in Kassel erfunden; „Point Of No Return“ zeigt jedoch unmissverständlich, dass er hier gekonnt und aufs Liebevollste gepflegt wird. Die ANDREAS DIEHLMANN BAND darf nach diesem neuen und wiederum überzeugenden Album mit Sicherheit zu den besten Bluesrock-Trios diesseits des Atlantiks gezählt werden.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2019
Volker Zeller
Andreas Diehlmann
Andreas Diehlmann
Andreas Diehlmann
Tom Bonn
Mountain Meadow Studio
43:52
13.09.2019