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Baest: Venenum

Stil: Death Metal

Cover: Baest: Venenum

Dänischer Death Metal gilt spätestens seit Illdisposed und deren Gegenstück Panzerchrist als prollig und stets ein wenig stumpfer als das Gros der internationalen Szene-Vertreter, BAEST sind indessen zwar ebenfalls keine Feingeister, gehen aber raffinierter und technischer zur Sache als die meisten ihrer Landsleute.

Mit ihrem zweiten Album unterstreicht die Gruppe aus Aarhus den Status, den ihr Szene-Kenner bescheinigen, und vermählen den traditionellen Stockholm-Sound von Dismember oder Entombed mit den Gestaltungsmitteln früher amerikanischer Acts, die etwas technischer aufgestellt waren, aber noch nicht progressiv im landläufigen Sinn, und einem modern knalligen Sound zu etwas absolut nicht Neuem, aber dank der kompositorischen Fähigkeiten der Mitgliedern frisch Wirkendem.

Zudem nimmt die Band als mitreißender Live-Act für sich ein, und ihre neuen Songs scheinen auch wie für die Bühne geschaffen zu sein. BAEST sind zwar noch ein bisschen verspielter geworden, aber kommen gleichzeitig schneller zur Sache und erzeugen wie beiläufig eine unheilvolle Atmosphäre, die ihnen auf dem dicht umkämpften Genre-Schlachtfeld einen zusätzlichen Vorsprung gibt: "Venenum" strahlt etwas wirklich Boshaftes auf, wo etliche andere Bands mit ihrem Gerumpel und Geschrei im Prinzip nur hohle Posen einnehmen.

Die abschließende, schon 2017 aufgenommene Coverversion von 'No Guts, No Glory', dem Klassiker von Bolt Thrower schlechthin, passt demnach perfekt, ist aber keineswegs das Highlights von "Venenum". Schon 'Nihil' erinnert an die Briten und beweist darüber hinaus wie später 'As Above So Below', das im Übrigen an Death zu "Leprosy"-Zeiten gemahnt, wie melodisch die Gruppe aufspielen kann.

Das phasenweise qualvoll schleppende 'Gula' steht mehr oder weniger für sich allein, , 'Heresy' mit seinem kurzen Akustik-Intro 'Styx' zeichnet sich durch zähe Riffs und Saiten-Bendings aus, aber vor allem Simon Olsens Stimme, die sehr nach David Vincent klingt, wecken unweigerlich Assoziationen zu Morbid Angel, die auch bei 'Sodomize' wieder aufkommen. Rasante Nummern wie das Titelstück und das abschließende 'Empty Throne' (hier ist sogar dreist von einem "god of emptiness" die Rede …) stehen solchen liebevollen Hommagen in nichts nach.

Das Quintett gehört bei sich zu Hause zu den Medienstars der Metal-Szene und dürfte bald umso mehr internationale Höhenflüge erleben. Gemeinsam mit den zweifellos originelleren Slægt und einer Handvoll erlesener anderer Bands bildet es die Speerspitze einer neuen Generation, angesichts welcher man ruhigen Gewissens über den Fortbestand der Szene sinnieren kann.

FAZIT: BAEST sind der denkbar unterhaltsamste zur Band gewordene Zitatschatz und haben eine glorreiche Zukunft vor sich. Davon abgesehen wird 2019 (man denke etwa auch an die neue Entombed A.D.) nirgendwo so schön gestorben wie bei Century Media. Wer Death Metal hört, braucht dieser Tage "Venenum". <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/afa26a6fa07547f482362c8e44f18fa3" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.09.2019

Tracklist

  1. Vitriol Lament
  2. Gula
  3. Nihil
  4. Venenum
  5. Styx
  6. Heresy
  7. As Above So Below
  8. Sodomize
  9. Empty Throne
  10. No Guts, No Glory

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    44:45

  • Erscheinungsdatum

    13.09.2019

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