Geht man streng nach dem Wortlaut des Titels, könnte man zu der Auffassung gelangen, BATTLE BEAST würden sich mit ihrem mittlerweile fünften Longplayer vom Weg der Tugend und des Erfolgs verabschieden wollen, denn der Verzicht auf das sprichwörtliche „Happy End“, das vielen Hollywood-Produktionen eigen ist, würde die Hörer/Innen ins triste Grau der bedrückenden Realität entlassen, in der sich ein solches „Happy End“ nur sehr selten manifestiert.
Aber BATTLE BEAST wären nicht BATTLE BEAST, wenn sich die Band nicht gleich mehrere Hintertürchen offen gelassen hätte. „Hollywood Ending“ ist nämlich zugleich der Titel einer Woody-Allen-Komödie. Allen verkörpert in dem Streifen einen ehemaligen Star-Regisseur, der sich mit Werbefilmchen über Wasser halten muss. Das Angebot, endlich wieder einen Blockbuster drehen zu dürfen, nimmt er an, kann aber aufgrund einer vorübergehenden, psychisch bedingten Erblindung die Regie des Films nur im Blindflug führen, was der Crew verheimlicht wird. Dass der Streifen floppt, dürfte klar sein.
Damit ist auch die Ausgangslage für „No More Hollywood Endings“ umrissen. Noora und ihr Gefolge legen es mit ihrem neuesten Werk nicht auf Akzeptanz um jeden Preis an, sondern kehren jeglichem Blindflug in der Form, es jedem Recht machen zu wollen, den Rücken. War der Vorgänger „Bringer Of Pain“ noch die logische Weiterführung der von Anton Kabanen aufgezeigten Marschrichtung, besinnen sich die Finnen nun verstärkt auf ihre Vielschichtigkeit und beschreiten neue Wege.
Neben den weiterhin vorhandenen, 80er-Jahre Einflüssen mit E-Drums und fetten Synthies, kann man auf dem neuen Album auch Seiten der Kombo entdecken, die den Fans der ersten Alben mitunter nicht so recht munden werden, denn „No More Hollywood Endings“ klingt einfach anders als die Vorgänger. Violinen, ein Orchester und der Hang zu einer epischen Attitüde charakterisieren die Umgestaltung des typischen BATTLE BEAST-Sounds, der sich tendenziell Richtung NIGHTWISH entwickelt.
Nach dem ziemlich unspektakulären Opener „Unbroken“ generieren die Finnen mit dem Titelsong schon ein ganz anderes Kaliber. Violinen zum Intro, eine Strophe, die fesselt und ein Chorus, der direkt im Ohr bleibt, bilden die Rezeptur für Titel Nummer 2, den man nicht viel besser hätte machen können. „Unfairy Tales“ übertreibt den eigentlich guten Ansatz, da hier zu deutlich BON JOVI Pate gestanden haben – hätte man subtiler lösen können.
Mit „Endless Summer“ geht es in der Folge noch deutlicher Richtung Pop, als es dem waschechten Metal-Fan lieb sein kann. HEART Mitte der 80er wären stolz auf diesen Titel gewesen, aber auch im Jahr 2019 funktioniert das Ganze noch ausgesprochen gut, wie Noora und ihre Jungs in der Zeche Bochum unter Beweis stellen konnten. „The Hero“ startet mit E-Drums und einem erneut sehr soft anmutenden Intro, punktet aber im weiteren Verlauf mit einem starken Kehrvers, der zum zweiten, deutlich eckigeren Teil des Album überleitet, der mit „Piece Of Me“ seine Fortsetzung findet, durch die Mega-Ballade „I Wish“ kurzzeitig unterbrochen wird, um dann mit „Raise Your Fists“, „The Golden Horde“ und „World Of Fire“ deutlich mehr Metal-Ansätze ins Rennen zu werfen.
„Bent And Broken“ zeigt einmal mehr die Vielseitigkeit Noora Louhimos, bevor mit „My Last Dream“ das härteste Brett der Scheibe gebohrt wird.
FAZIT: Am neuen BATTLE BEAST Album „No More Hollywood Endings“ werden sich die Geister der bisherigen Fangemeinde scheiden. Wie immer ist es eine reine Geschmacksache, ob man die Entwicklung der Band positiv oder negativ beurteilt, wobei es an der handwerklichen Durchführung nichts zu kritisieren gibt, denn die Produktion ist neben der herausragenden Gesangsleistung Noora Louhimos ein Highlight des Albums. Somit werden die Hörer/Innen entscheiden, ob es für die BATTLE BEASTer ein Happy End geben wird. Fortsetzung folgt...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2019
Eero Sipilä
Noora Louhimo, Joona Björkroth, Eero Sipilä, Janne Björkroth
Joona Björkroth
Janne Björkroth
Pyry Vikki
Nuclear Blast
53:01
22.03.2019