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Reviews

Batushka: Hospodi

Stil: Black Metal

Cover: Batushka: Hospodi

Kein Zweifel, "Hospodi" birgt mehr Substanz als BATUSHKAs Debüt, mit dem die nebelhaften Polen einen Überraschungserfolg verbuchten, als sie im Zuge von dessen Veröffentlichung über das kleine Traditionslabel Witching Hour mit der buchstäblichen Tür ins Extrem-Metal-Szene-Haus fielen - doch das zweite Album des nebelhaften Projekts ist immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Das muss es andererseits auch nicht sein, denn Aufmerksamkeit auf breiter Ebene ist den Protagonisten so oder so sicher.

Bedauerlicherweise nicht nur aufgrund ihrer Musik, denn kaum klingeln die Kassen nur leise, schwappen kleine Skandälchen an die Öffentlichkeit. Wie mittlerweile einschlägig bekannt sein dürfte, läuft Mitte 2019 bereits ein Gerichtsverfahren zwischen zwei Lagern von Musikern, die hinter der gehypten Kapelle stecken bzw. steckten. Natürlich geht es in diesem Zusammenhang wieder einmal um den schnöden Mammon, so spirituell und mysteriös sich die Herren bislang auch gegeben haben mögen. Frontmann Bartomiej Krysiuk stellte kurzerhand die Besetzung um, wobei Krzysztof „Derph“ Drabikowski, der sich zum eigentlichen Gründer und Hauptkomponisten des Projekts geriert, ausgebootet wurde.

Der Geschasste veröffentlichte schon kurz vor Silvester erste Hörproben seiner eigenen Version von BATUSHKA über das polnische Online-Magazin Soundrive.pl. Ein Album mit dem Titel „Panihida“ (Requiem) wurde mittlerweile veröffentlicht und flankiert nun die Promo-Kampagne zu „Hospodi“, dem erwarteten "offiziellen" Zweitwerk des ursprünglichen Line-ups beim renommierten Label Metal Blade. Für Zündstoff sorgt dies nicht nur in Hinblick darauf, dass die Namensrechte offensichtlich bei Drabikowski liegen (er erließ eine einstweilige Verfügung gegen seinen ehemaligen Weggefährten), sondern auch wegen des kommerziellen Potenzials dahinter, denn die Musiker, die sich von Anfang an mit einem anonymen, mysteriösen Hauch umgaben, werden mittlerweile auch über die extreme Metal-Szene hinaus auf Händen getragen. Krzysztof spielte nichtsdestoweniger sämtliche Gitarrenspuren für das überraschend erfolgreiche Debütalbum „Litourgiya“ (2015) ein, doch die Ideen für den Gesang gingen einzig und allein auf Barts Konto, genauso wie die optische Inszenierung sowohl der Band selbst als auch ihrer Tonträger. Unabhängig von den Gründen des Zwistes zwischen den beiden haben die Formationen also durchaus ihre jeweilige Berechtigung.

Bei ihren Protagonisten handelt sich Immerhin um glaubwürdige Namen, die in der Szene ihrer Heimat etwas galten. Drabikowski verdingte sich über die Jahre hin in vielen Bands als Gitarrist und Songwriter, wohingegen Krysiuk keine geringere als Hermh gründete, die zu den frühsten Black Metal-Acts des Landes gehören und bis heute von ihm angeführt werden. Krzysztof, der von christlich-orthodoxer Vokalmusik zu BATUSHKA inspiriert den Grundstein gemeinsam mit seinem Freund Lech als Sänger legte, stellt den umtriebigen Bart als abgefeimten Geschäftemacher dar. "Hospodi“ wurde anscheinend u.a. von Schlagzeuger Pawe? Jaroszewicz (Antigama, Hate) sowie Gitarrist Artur Rumiski (u.a. Furia) eingespielt, wohingegen Drabikowski „Panihida“ komplett im Alleingang realisiert hat.

Was kann nun "Hospodi"?
Offengestanden fällt die Scheibe gegenüber jener der "Konkurrenz" qualitativ ab. Denkt man sich den mystischen chorischen Popanz weg, den BATUSHKA gleichwohl hervorragend in ihren druckvollen, melodischer gewordenen Black-Metal eingebettet haben, bleibt relativ handelsüblicher Genre-Stoff übrig, der sich nur unwesentlich langsamer abnutzt als die Tracks des Debüts der "Band". "Panihida" enthält schlichtweg stärker mitreißende Musik - vielleicht auch deshalb, weil es sich um ein kompromissloser auf Härte angelegtes Album handelt.

FAZIT: Dass Krzysztof Drabikowski die eigentliche Triebfeder hinter BATUSHKA war, hört man den von der Urbesetzung übrig gebliebenen und neuen Musikern an, die den Namen nun weiter verwenden. "Hospodi" ist ein massenkompatibles Stück Black Metal im weiteren Sinn, dessen Reiz trotz Chorgesang und atmosphärischer Schwerpunkte rasch verfliegt - eben auch im Verhältnis zu seinem zwingend als Referenz anzuführenden Gegenstück. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/e2c1e8afb32b47939c8464cde36bcb53" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2019

Tracklist

  1. Wozglas
  2. Dziewiatyj Czas
  3. Wieczernia
  4. Powieczerje
  5. Polunosznica
  6. Utrenia
  7. Pierwyj Czas
  8. Tretij Czas
  9. Szestoj Czas
  10. Liturgiya

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade / Sony

  • Spieldauer

    51:12

  • Erscheinungsdatum

    12.07.2019

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