Wer im Black Metal keinerlei Ironie, geschweige denn Humor verträgt, lese bitte gleich weiter, denn falls es noch nicht überall angekommen sein sollte: BEELZEBUBS sind ein mit den Comic-Helden Deathklok vergleichbares Konstrukt, das im Zusammenhang mit einem Graphic Novel des finnischen Zeichners JP Ahonen entstand. Darin spielen die Musiker die Hauptrolle und erleben allerlei Abenteuer, bei "Pantheon of the Nightside Gods" handelt es sich um ihr Debüt, das nun im Zuge der Vinyl-Single "Blackened Call" aus dem vergangenen Jahr erscheint.
Die Band fristete angeblich mehr als anderthalb Jahrzehnte lang ein Schattendasein in den Wäldern ihrer skandinavischen Heimat, ehe sie an die Öffentlichkeit trat, und so krampfhaft geheimnisvoll die Geschichte auch sein mag, die sich die Macher des Ganzen ausgedacht haben, so überraschend seriös ist die gebotene Musik. Die Nordmänner spielen sympathisch angestaubten Genre-Stoff, der sich an den symphonischen Auswüchsen Mitte der 1990er orientiert, als Dimmu Borgir und Cradle Of Filth kommerzielle Höhenflüge erlebten.
Auf "Pantheon of the Nightside Gods" zieht die Combo im Grunde alle Register, die man seinerzeit lieben lernte und wegen der gegenwärtigen Dominanz allzu verkniffener orthodoxer Szenegänger verpönen muss, um nicht gelyncht zu werden, doch das kratzt kein Bisschen an der Qualität des Materials. BEELZEBUBS schweifen in ihren oft längeren Kompositionen gerne ab, weshalb es viel zu entdecken gibt - nicht zuletzt liebenswürdige Zitate wie gleich im Opener 'Cathedrals Of Mourning', bei dessen Titel man nicht umsonst an 'Mourning Palace' von Shagrath und Co. denkt.
Für das komplexe Schlagzeugspiel, weiblichen Sprechgesang (hallo Lady Jezebel Diva?), besinnliche Klavierparts und allerlei orchestralen Zierrat bietet ein bombastischer Sound (Mix und Mastering: Dan Swanö) die ideale Grundlage, auf der sich mehrere kleine Retro-Kunstwerke entfalten können. Die erhebenden Lead-Melodien und Solos suchen derzeit wirklich ihresgleichen und machen beispielsweise das melancholische 'The Faustian Alchemist' oder das abwechselnd getragene und rasende 'Nam Gloriam Lucifer' zu Hymnen mit tatsächlich zeitlosem Charakter.
Darüber hinaus ist 'Acheron' ein verträumtes Glanzlicht, das ein wenig an das schwedische Projekt Abyssos ("Together We Summon The Dark", untergegangenes Debüt auf Cacophonous Records) erinnert, wohingegen das halb akustische und mit klarem Gesang ausgestattete 'The Crowned Daughters' - an anderer Stelle bemüht auch ICS Vortex (Arcturus, Borknagar) seine unvergleichliche Stimme - neben dem neunminütigen Titeltrack am Ende, dem kompositorischen Gesellenstück der Kapelle, die Höhepunkte markieren.
FAZIT: Mit "Pantheon of the Nightside Gods" bekommt man eine nicht zu glatt produzierte Black-Metal-Scheibe mit ein paar Death-Elementen geboten, an der sich die paar (noch) existierenden ähnlichen Bands über die kommenden Jahre hinweg messen lassen müssen. Wer diesen momentan verpönten Stil nicht missen möchte, kommt an dieser Scheibe nicht vorbei. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/7afee352298f4beea5611dbb93972e68" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.04.2019
Century Media / Sony
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26.04.2019