Christopher Joseph Ward alias CJ Ramone war bekanntlich von 1989 bis zum Ende der gleichnamigen Punk-Legende (1996) ihr Bassist, was zweifelsohne auch sein Soloschaffen gefärbt hat. Der 53-Jährigebegreift Musik allgemein als "heiligen Bann", wie er auch sein neues Album benannt hat, und demonstriert darauf mit einer Reihe unkomplizierter Geradeaus-Nummern, wie man das Erbe der Genre-Vorreiter einigermaßen würdevoll konservieren kann.
"The Holy Spell" enthält ausschließlich mal mehr, mal weniger schmissige Singalongs im Fahrwasser der Ramones, was über etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit hinweg nicht ermüdet, doch länger dürfte die Scheibe wirklich nicht sein. CJ bemüht sich redlich, seinem per se eingeschränkten Stil verschiedene Facetten abzugewinnen, doch im Grunde handelt es sich bei den besten Momenten ausgerechnet um Versatzstücke, die mehr als offensichtich an seine ehemaligen Arbeitgeber gemahnen.
Textlich schlägt der Tieftöner und übrigens recht achtbare Sänger einen im Vergleich anderen Weg an, weg von juveniler Albernheit hin zu generationsgerecheten Themen, angefangen bei Mittlebenskrisen bis zu den Wehen älterer Männer. Man gewinnt beim Lesen bzw. Hören den Eindruck, CJ wolle sich selbst bestärken und ein Fanal wider die Lethargie entzünden. Dass er diese vermutliche Message glaubwürdig vermittelt, trägt viel dazu bei, dass "The Holy Spell" funktioniert.
Mr. Ramone zitiert zwar die "Let's go"-Floskel der Gruppe, in deren Ruhm er sich eine Zeitlang baden durfte - höre das eröffnende 'One High One Low', in dem er ebenso wie etwa während 'Waitin‘ On The Sun' Pop Punk mit klassischem Rock 'n' Roll mischt -, möchte sich aber neuerdings anscheinend nicht auf diese Stoßrichtung beschränken lassen. Bei aller Repetitivität setzt er mit dem zurückhaltenderen 'I’m Disappointed' ebenso Akzente wie mit sehr offensichtlichen Country-Einflüssen. Belege dafür sind 'Movin’ On' und die Ballade 'Hands Of Mine', mit der er Singer-Songwriter-Ambitionen an den Tag legt, nicht zu vergessen eine Neuinterpretation des über 60 Jahre alten Gassenhauers 'There Stands The Glass' von Webb Pierce.
Neben den ruhigeren Momenten markiert das regelrechte Geschoss 'There Stands The Glass' den Höhepunkt von CJs womöglich besten Soloteller bislang. Alles richtig gemacht also.
FAZIT: CJ Ramones dritter Fat-Wreck-Release bietet neben obligatorischem Mitsing-Punk der unkomplizierten Sorte einige wertvolle wie stimmige Farbtupfer, die "The Holy Spell" nicht nur zu einer unterhaltsamen Genre-Scheibe machen, sondern ganz nebenbei auch zum vorläufigen Highlight der Solokarriere des Altgedienten. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/60a69d208b064d50b81db228b0db57c4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.07.2019
Fat Wreck / Edel
33:30
21.06.2019