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Capilla Ardiente: The Siege

Stil: Heavy Metal

Cover: Capilla Ardiente: The Siege

Bassist Claudio Botarro Neira, der bei CAPILLA ARDIENTE seit je die musikalischen Fäden zieht, und Mitbegründer Felipe Plaza Kutzbach hinterm Mikro verdingen sich weiterhin auch bei den vielgerühmten Procession, deren Sound immer noch auf die zweite Band des Duos abfärbt. Nichtsdestoweniger schlägt "The Siege" schwerpunktmäßig nicht in ein und dieselbe Kerbe, auch wenn sich hier wie dort fast alles in Zeitlupe abspielt.

Das Material auf dem zweiten Album des Quintetts (fünf Jahre nach seinem Debüt "Bravery, Truth And The Endless Darkness" sprengt in Sachen Spielzeit gängige Grenzen, wenn auch keine stilistischen. Es markiert das nächste Kapitel der auf dem Einstand begonnenen Geschichte um einen Einsiedler auf einer Insel, der bei seinen Selbstbetrachtungen nunmehr Gesellschaft von einer Schiffsmannschaft bekommt. Zur Beschreibung der Musik taugen einschlägige Epic-Metal-Namen von Manowar über Manilla Road in ihrer jeweiligen Frühphase bis zu While Heaven Wept ohne vordergründigen Bombast.

Der 14-minütige Opener 'The Open Arms, the Open Wounds' pendelt nach längerer Instrumental-Einleitung zwischen einem kämpferischen und wehmütigen Duktus hin und her, was Felipe mit maßgeblich mit seiner Intonation bestimmt. Rein musikalisch lässt sich die Band zu vielen Breaks hinreißen, auch wenn die Gangart größtenteils schreitend bis walzend ist. Die nicht wirklich nachvollziehbare Spannungskurve und das emotional irgendwie unverbindliche Ende schüren die Erwartungshaltung des Hörers auf das, was folgen mag …

Nach etwa zwei Minuten 'The Crimson Fortress' scheint es dann Klick zu machen: Als Stampfer mit unheilvoll abwärtsgerichteten Gitarrenmelodien und weniger erzählerischen Vocals als zuvor wird der Track so eingängig, wie er mit insgesamt fast zehn Minuten sein kann, auch wenn der Fade-out zum Schluss wieder nur wie eine faule Ausrede anmutet.

'The Spell of Concealment' ist genauso lang und versinkt abgesehen von wenigen drückenden Doublebass-Parts wie schon die erste Nummer in pathetischem Geplätscher mit obendrein ziemlich uninspirierten Solos, die zu Beginn des Finales 'Fallen Alphas and the Rising' ungleich beseelter klingen. Kutzbach schafft es mit seiner schwülstigen Performance jedoch wieder nicht, über die gesamte Distanz des Songs bei der Stange zu halten.

FAZIT: Wo auf "The Siege" europäische Extreme von einst - Bathory und Kreators erstes Album-Tripel führen CAPILLA ARDIENTE selbst als Referenzen an - oder die chilenische Folkrock-Legende Los Jaivas mit ihrem siebten Album 'Alturas de Macchu Picchu' (1981) anklingen sollen, ist bei der Einfuhr der Platte schleierhaft. Die Band steckt zu tief im typischen Epic-Doom-Sound und hat dabei vergessen zwingende Songs zu schreiben. Viel hilft auch in diesem Fall nicht viel, und so sind ihre Bandwürmer für Fans des Stils zwar nett anzuhören, aber hängen bleibt von dem pompösen Reigen nichts. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/742feeb23dcf48b8b6fb8fb8439082e4" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2019

Tracklist

  1. The Open Arms, the Open Wounds
  2. The Crimson Fortress
  3. The Spell of Concealment
  4. Fallen Alphas and the Rising

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    High Roller / Soulfood

  • Spieldauer

    45:48

  • Erscheinungsdatum

    13.09.2019

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