„Il Risveglio Del Principe“ ist für alle Freunde der Siebziger-Italo-Prog-Szene um PFM, BANCO, LE ORME, ANGE usw. eine faustdicke Überraschung. Denn genau zwischen diesen Referenzgrößen muss auch CELESTE eingeordnet werden, die urplötzlich und völlig unerwartet mit ihrem 2019er-Album in der progressiven, klassischen Kunstrock-Gegenwart angekommen sind. Ein Gegenwart die von den ruhigen und klassisch orientierten, symphonischen Klängen lebt, die beinahe wie kleine Mini-Epen wirkt und durch eine kindliche Stimme, die dem Junior des Bandleiters CIRO PERRINO gehört, eingeleitet wird. Auch darf der wirklich sehr bewegend sprechende Junior auf „Giardini Di Pietra“ dann auch noch auf den Gong schlagen.
Geschickt verbinden CELESTE ihren Italo-Prog mit klassischen, folkloristischen und sogar jazzigen Einflüssen zu einem fortschrittlichen Musik-Kunstwerk, das sich in einem sehr ruhig-entspanntem, aber auch darum um so mehr spannenden Fluss befindet, der durch eine Vielzahl von Instrumenten seine ausgezeichnet klingende Vollendung findet. Kammermusikalisches und Progressives fließen ineinander über und selbst der Gesang und die Chöre passen sich vollends der Grundstimmung von „Il Risveglio Del Principe“ an.
Übersetzt man den Bandnamen aus dem Italienischen, dann kommt man auf den Begriff „Himmlisch“, der nur zu gut auch die Ausrichtung ihrer symphonischen Musik mit dominanter (historischer) Tasten-Ausrichtung – Mellotron, Minimoog, Hammond Orgel, klassisches Piano – sowie vielen Streichern (Violinen, Celli) und Bläsern (Flöten, Saxofone) plus engelsgleichen weiblichen und fast zartem männlichen (Chor-)Gesang beschreibt. Selbst weltmusikalische Momente halten in der Musik Einzug, besonders wenn immer mal wieder ein Rainstick (Eine Art Rohr, durch das, jeweils wie man es hält, langsam oder schneller Klangperlen rollen) auftaucht. Vielen werden dabei bestimmt in erster Linie auch die italienischen Musik-Landsleute HÖSTSONATEN und <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2001/Finisterre/Storybook/" target="_blank" rel="nofollow">FINISTERRE um Mastermind FABIO ZUFFANTI</a> in den Sinn kommen. Eine Parallele, die wohl am intensivsten auf CELESTE zutrifft, da in vielen atmosphärischen Momenten Fabio und Ciro wie Musik-Brüder klingen.
Die Geschichte von CELESTE geht bis auf das Jahr 1972 – ihrer Gründung – und gerade mal ein „echtes Studio-Album“ unter ihrem Bandnamen im Jahr 1976 zurück. Bereits 1976 löste sich CELEST trotz des hervorragenden Albums, das wie ihre neustes Werk aus der ruhigen Kombination von Prog und Klassik bestand, auf. Aber es erschienen in den 90er-Jahren zwei weitere Alben mit übrig gebliebenen Aufnahmen aus dem Jahr 1976 und einem Soundtrack aus dem Jahr 1974.
Nun endlich, nach ihrer Reformierung im Jahr 2016, erscheint 43 Jahre nach ihrem Studio-Debüt ihre zweites Studio-Album mit diesen ruhigen Klassik-Prog-Stücken, die dem Hörer den Eindruck vermitteln, als wären CELESTE nie fort gewesen, gerade weil sie noch tief nach dem Italo-Art-Rock der der Siebziger klingen, diesen aber in einem ausgezeichneten modernen Sound und großartigen Typisch-Siebziger-Stereo-Effekten erstrahlen lassen.
Wer allerdings im Progressive Rock mehr auf Komplexes, Experimentelles und Härteres setzt, der sollte entweder auf seinen innere Ruhe-Stimme hören und entspannt bei einem guten Glas Wein und Kerzenschein „Il Risveglio Del Principe“ genießen oder die Ohren und Finger von diesem schönklangvollen, italienischen Kunst-Rock-Album lassen.
FAZIT: Mit „Il Risveglio Del Principe“ kehrt CELESTE – eine Art-Rock-Italo-Prog-Band der 70er-Jahre – mit einem beachtlichen Album zurück, das in erhabener Ruhe und Schönheit Klassisches mit akustischen Instrumenten, Streichern und Bläsern sowie Progressives mit viel Retro-Keyboards und beeindruckenden italienischem Gesang in sich vereint. Noch dazu ist der Sound perfekt auf den Punkt gebracht und strahlt so die insgesamt traumhafte Natürlichkeit in den schönsten Klangfarben aus, sodass die Musik so klingt, wie es uns der Bandname CELESTE verheißt: himmlisch!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2019
Francesco Bertone
Ciro Perrino, Elisa Montaldo
Mauro Vero
Ciro Perrino, Massimo Del Prà, Alfio Costa
Enzo Cioffi, Marzio Marossa
Mauro Moro (Flöten, Recorder, Saxofone), Andrea De Martini (Saxofone), Sergio Caputo (Violine), Mariano Dapor (Cello), Ciro Perrino (Glockenspiel, Schamanische Percussion), Ciro Perrino Jr. (Stimme, Gong), Claudio Enrico (Rainstick)
Mellow Records/Just For Kicks
51:23
08.03.2019