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Cemican: In Ohtli Teoyohtica In Miquiztli

Stil: Black / Death Metal

Cover: Cemican: In Ohtli Teoyohtica In Miquiztli

Nach gleich zwei Alben in Eigenregie innerhalb des vergangenen Jahres sind CEMICAN bei einem wählerischen Label untergekommen - ein Umstand, der hellhörig machen sollte, und in der Tat erweisen sich die Mexikaner als bemerkenswerte Band, die bei oberflächlicher Betrachtung zwar ein weiteres Exotikum zu sein scheint, von dem der Lack rasch abblättert, aber letzten Endes genügend musikalische Substanz bietet, um über den kurzfristigen Reiz ihres Images hinaus zu bestehen.

Zur Gruppe zählen ehemalige Mitglieder altgedienter, wenn auch im tiefsten mexianischen Underground verhaftet gebliebener Kapellen wie Shadow Willber, Forlorn Vale, Ek oder den dort ansässigen Pentagram, doch CEMICAN sind eine in allen Belangen modern aufgestellte Folk-Metal-Combo.

Der Nahuatl-Name (Hauptsprache im Zentrum des Landes) verweist auf den Dualismus von Leben und Tod, wobei sich die Musiker zu atztekischen Kriegern gerieren, und dementsprechend martialisch klingen ihre Songs auch. Verarbeitet werden darim neben Stoff von Legenden Aspekte der Spiritualität und Weltanschauung ihrer Vorfahren, während der Titel des Albums auf den Übergang Verstorbener in die Unterwelt hindeutet. CEMICAN haben die bühnenreife Theatralik ihrer von Tanzeinlagen, Schminke und atztekischen Kostümen geprägten Live-Shows unterdessen ins Studio übertragen, und die Energie, die "In Ohtli Teoyohtica In Miquiztli" freisetzt, ist auch der wertvollste Posten der Band.

Zu den Hauptmerkmalen aller Tracks, die sich kurz gesagt zwischen Death und Thrash abspielen, gehören abgesehen von Didgeridoo-Sounds verloren melancholische klingende Holzblasinstrumente und wilde Percussion-Parts. Halsbrecherische Solos am Rande des Melodischen, aber konträr dazu umso eingängigere Kehrverse und virtuose Momente.

So mitreißend all der Speed (höre insbesondere den Kracher 'Itlach In Mictlantecuhtli' mit einigen waschechten NWOBHM-Hommagen) auch sein mag: Ihre wehmütigen Passagen dürfen CEMICAN in Zukunft ebenso weiter ausbauen wie den stampfenden Tod, den beispielsweise 'La Que Baja De Las Estrellas' darstellt. Es markiert gemeinsam mit dem Stakkato-Monster 'Ritual' gleichzeitig das Highlight der Scheibe, die durch die Zwischenspiele 'Atemaxaque' und das besonders stimmungsvolle 'Donde Nace El Viento (Ehecatl)' sowohl als Gesamt-Konzeptwerk als auch klassisches Song-Album funktioniert.

FAZIT: Indio-Metal, blitzsauber in Szene gesetzt und darum wie für eine breite Masse gemacht - CEMICANs drittes Album dürfte manchen Freund zeitgemäßer Derb-Metal-Mucke zu Mexikos fortan neuer Szenespitze bekehren. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/067e44e187524e52b5e5d02bf44cd1e1" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2019

Tracklist

  1. Guerreros de Cemican
  2. La Que Baja De Las Estrellas
  3. Itlach In Mictlantecuhtli
  4. Cuando Los Muertos Suspiran (Mihcailhuitl)
  5. Ritual
  6. Luna Desmembrada
  7. Atemaxaque
  8. El Respiro De La Tierra (Tlatecuhtli)
  9. Diosa De Todos Los Dioses
  10. Tzitzimime (Danza De Los Huesos)
  11. Azteca Soy
  12. Donde Nace El Viento (Ehecatl)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    M-Theory / Soulfood

  • Spieldauer

    58:31

  • Erscheinungsdatum

    23.08.2019

© Musikreviews.de