Der Titel dieses Albums spricht Bände über die enthaltene Musik und Raison d'Être seiner Erzeuger: CEREBRAL ROT zelebrieren fauligen Death Metal der archaischen Sorte, komplett mit Staubsauger-Vocals, tief in den Keller gestimmten Gitarren und scheppernden Drums. Die zwischen Chaos und Kontrolle changierenden Kompositionen des Quartetts aus dem (mal wieder) Pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten wurden produktionstechnisch ungefähr so in Szene gesetzt, dass ihre Klangqualität ein gutes Stück, aber nicht zu weit über dem durchschnittlichen Sound eines beliebigen Szene-Demos aus der Pionierzeit des Genres liegt.
Aus diesem Grund handelt es sich bei "Odious Descent Into Decay" um eine bloße Stilübung, die allerdings zumindest keinen verkrampften Eindruck vermittelt. Die spröden Minimalmelodien, das ungestüme Gebolze und gallige Grunzen hat nichts mit Dilettantismus zu tun, sondern im Gegenteil Methode, und auch wenn letzten Endes nicht jede Nummer ins sprichwörtliche Schwarze trifft, lassen sich eine handvoll charmanter Retro-Stilblüten mit griffigen Hooks ausmachen.
Dazu gehören auf jeden 'Swamped In Festering Excrementia' das zunächst wie Lava aus den Boxen quillt, dann den Blastbeat-Gang einlegt - unterbrochen nur vorübergehend für ein markantes Dreiton-Motiv unterbrochen wird - und so erfolgreich über die Ziellinie schnauft, sowie insbesondere das größtenteils walzende Beinahe-Instrumental 'Repulsive Infestation Of Cadaver', das in Hinblick auf seine unfertige Anmutung einer spontanen Jamsession entsprungen sein könnte.
Das finale 'Foul Stench Of Ruination' stinkt dann tatsächlich nach mustergültigem Doom Death, wobei im morbiden Kopfkino eitrige Schwären, dampfende Kloaken und aufeinander einprügelnde Höhlenmenschen über die Leinwand flimmern.
FAZIT: "Odious Descent Into Decay" ist keine hohe Kunst, sondern vertonte rohe Gewalt ohne außerordentliche spielerischer Raffinesse. Als angeblich rein analog aufgenommenes Debüt etabliert es CEREBRAL ROT als relativ sattelfeste Songwriter in der Disziplin Caveman Death Metal und geht als musikalische Entsprechung einer OP mit rostigem Chirurgenbesteck oder der Amputation von Gliedmaßen mit einem stumpfen Beil durch. Ob das für eine andauernde Bandkarriere reicht? <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/7af9650309d040cb932d03dd872dcb56" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2019
20 Buck Spin / Soulfood
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16.08.2019