Zurück

Reviews

Chai Khat: Hail Satin

Stil: Indie Rock

Cover: Chai Khat: Hail Satin

"Hail Satin" erschien bereits 2016, doch nicht zuletzt deshalb, weil sich CHAI KHAT selbst um die meisten Band-Belange kümmern, etwa indem sie Musik auf ihrem eigenen Label veröffentlichen,kommen wir erst jetzt in den Genuss der Scheibe. Die Uhren der Combo ticken eben ein wenig anders … was sich auch wunderbar auf ihren Stil als solchen übertragen lässt, denn dieser steht im Zeichen einer musikhistorischen wie menschlich subjektiven Nostalgie.

Jawohl, das Quartett vertont quasi gelbstichige Polaroids, die nicht notwendigerweise in ihrer Heimat, dem Ruhrgebiet, gemacht wurden; "Hail Satin" suggeriert kein bisschen Lokalkolorit oder gar Provinzmief bzw. Pott-Klischees, sondern ietet zeitlose, weil spritzig umformulierte Zitate großer Hymnen aus den Goldenen Jahren des Pop (Yes mit 'Owner of a Lonely Heart' etwa), so wie er insbesondere in "Iron Lady" Thatchers Großbritannien entwickelt wurde.

Der Vierer legt nicht nur schreiberische, sondern auch spielerische Raffinesse an den Tag und bleibt zwar stets ernst, behält sich aber eine gewisse "tongue in cheek"-Haltung vor, wie man schon am Titel 'Hail Satin' erkennen kann. das Stück ist im Übrigen zugleich die Vorab-Auskopplung der Platte, strenggenommen aber nicht einmal der stärkste Song. Um dieses Prädikat könnten sich 'Flowers', 'Graves' und das seiner Benennung durchaus gerecht werdende 'Joyous Cries' streiten.

Das große Plus von "Hail Satin": Als Eighties-Fans lassen CHAI KHAT den gewollten wie ungewollten Dilettantismus von NDW und No Wave völlig außer Acht und gehen umgehend ans Eingemachte: dem im besten Sinne artsy Stoff von Japan, Talk Talk oder Dali's Car. Dergleichen wird dann mit einem kräftigen Schuss jugendlicher Chuzpe vorgetragen, ist also kein bloßes Sound-Revival ohne kompositorische Substanz, sondern liegt voll auf der Höhe der Moderne.

FAZIT: Zwischen Mönchengladbach und Essen ist in Form von "Hail Satin" unverhofft ein wunderbar wehmütiges und dennoch sonniges Album entstanden, das Indie Rock ohne allzu viel Härte mit längst nicht mehr neuem New Wave von "damals" zu zeitlosen Songs mischt, mit denen CHAI KHAT, wenn sie alles weitere richtig machen und an der Live-Front fleißig sind, viele Freunde gewinnen werden. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/92fcef6902b44a189e1c13754aed524f" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2019

Tracklist

  1. Ghosts in the Void
  2. Ferrero
  3. In a Daze
  4. Flowers
  5. Graves
  6. Orest
  7. Hail Satin
  8. Joyous Cries
  9. Pungent Sun
  10. Young

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Flat Field

  • Spieldauer

    37:26

  • Erscheinungsdatum

    05.04.2019

© Musikreviews.de