Die kanadische Singer-Songwriterin Charlotte Cornfield hat im Laufe dreier Studioalben einen Stil kultiviert, der sich durch eine gerade im weiten Indie-(Rock-)Bereich durch wohltuende Unaufdringlichkeit auszeichnet. Andererseits war ihr Stil nie von belanglosem Geschrammel gekennzeichnet, sondern orientierte sich an ganz klassischen Liedermacher-Tugenden. Im Grunde gilt dies auch für ihr neues Werk, das allerdings inhaltlich so tief schürft wie keines seiner Vorgänger.
Beachtenswert zudem: Die Künstlerin hat so gut wie alle instrumentalen Fäden selbst gezogen und für alle Lieder bis auf zwei das Schlagzeug eingespielt. Dies erscheint auch in Hinblick auf ihre nachdenklichen, aber häufig entwaffnend direkten Texte durch ein dringendes Bedürfnis motiviert worden zu sein, nichts dem Zufall zu überlassen. Dabei wirkt "The Shape Of Your Name" allerdings wie anfangs angedeutet zu keiner Zeit melodramatisch, sondern erstaunlich gelassen.
Die Einfindung in ihre Lyrics fällt umso leichter, als Charlotte selten über sich selbst spricht, sondern Beziehungen zu ihren Mitmenschen erörtert, so wie wir es alle häufiger tun sollten. Sie hinterfragt, bekräftigt dies und verneint jenes, wozu die Musik stets entsprechend angepasst wurde. "The Shape Of Your Name" ist deshalb ein erzählerisches Album, wie es traditioneller kaum sein könnte.
Das bedeutet wohlgemerkt nicht, Cornfield spule lediglich gediegenes Handwerk ab. Sie spielt virtuos im übertragenden Sinn, indem sie ihre ausführlichen Betrachtungen in fantasievolle Gitarren- und Synthesizer-Motive fließen lässt ('Stormcloud' ist ein perfektes Beispiel dafür), und dass dabei eine ganze Reihe eingängiger Hooks zustande kommen, ist umso erfreulicher, weil man im Zuge dessen keine einzige plumpe Metapher oder Wendung vorgesetzt bekommt.
FAZIT: "The Shape Of Your Name" zeichnet CHARLOTTE CORNFIELD als pfiffige, einfühlsame und im Verhältnis zu manch allzu dilettantischen Storyteller der Neuzeit Liedermacherin aus, ,die wohl auch langfristig Zeichen in diesem Bereich setzen wird, während andere nur einschlägigen Vorbildern hinterher hecheln. Neko Case und Laura Nyro ist die Dame aus Toronto längst mindestens ebenbürtig. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/512acc11b563494cac4a817b00144814" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.06.2019
H'Art
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07.06.2019