Chris Shiflett ist bekanntlich der zweite Gitarrist der Foo Fighters und seit längerer Zeit ein substanzieller Solomusiker. Er tobt sich auf seinem neuen Album in stilistisch konservativeren Gefilden aus, indem er lässigen Country Rock mit Popstrukturen verbindet, wobei sich sein Händchen für Hit-verdächtige Hooks abermals als wertvollster Posten des Projekts herausstellt.
Innovativ ist "Hard Lessons" nämlich nicht die Bohne, wie man sich vorstellen kann, wenn man es mit seinem Vorgänger vergleicht. Wieder arbeitete Shiflett mit diversen Gastkünstlern zusammen, etwa für das gemischtgeschlechtliche Duett 'The One You Go Home To' mit Szenestar Elizabeth Cook oder Laur "Little Joe" Joamets, dem früheren Zuarbeiter von Sturgill Simpson, der 'This Ol' World' mit fantasievollen Licks anreicherte. Es wurde neben 'Welcome to Your First Heartache" im Vorfeld ausgekoppelt, einem fürs große Ganze ebenso repräsentativen Classic Rocker.
Während diese Nummer zumindest leise Melancholie anklingen lässt, handelt es sich beim Gros des Materials um Kompositionen, die auf ihre erhebende Art kein Wässerchen zu trüben vermögen. Organist Michael Webb (Eli Young Band) bewährt sich in diesem Zusammenhang als prägendes Mitglied, denn so wie er den Sound der Band anfettet, erhöht sich die Euphorie. Der Quasi-Titeltrack 'The Hardest Lessons' und 'I Thought You’d Never Leave' (breitbeinig schmatzender Stadion-Stoff) schrauben sich dementsprechend zu veritablen Power-Poppern mit zeitlosem Charakter hoch.
Überhaupt strahlt "Hard Lessons" etwas von der Uhr unabhängig Allgemeingültiges aus. Die Wendungen mögen gut 30 Minuten lang kein bisschen einfallsreich eingebaut worden sein, zünden aber auch beim zigsten Hördurchlauf - Vertrautheit hin, Abgedroschenheit her. Letztere machen Shiflett und seine Schergen wenn nicht mit schierer Klasse als Instrumentalisten, dann auf jeden Fall mit hörbar riesengroßen Herzen wett. So viel beschauliche Souveränität kann man ihnen einfach nicht übelnehmen.
FAZIT: An Coolness ist "Hard Lessons" gerade im weiteren Country-Kontext kaum zu überbieten, und der Pferdefuß des Albums besteht einzig exakt darin, denn Chris Shiflett droht in seiner Abgeklärtheit auf lange Sicht hin, wie ein reiner Dienstleister bzw. Handwerker daherzukommen, statt tiefere Emotionen zu kitzeln, die über Frohsinn hinausreichen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/f2f068e74e0347f5a8607dc4ab575e90" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2019
East Beach Records And Tapes / Thirty Tigers / Alive
45:33
14.06.2019