„Wir sehen uns selbst zuerst als Fans und dann erst als Musiker. Unsere Helden stammen vornehmlich aus den Siebzigern, heißen Page, Hendrix, Blackmore, Iommi und West. Hardrock der alten Schule ist wieder obenauf, weil sich die Geschichte ständig selbst wiederholt und gute Musik einfach nicht kaputtgeht. Jetzt ist eben wieder Zeit für die rohe Gewalt der Riffs.“
Also sprach einst Brandon Yeagley, seines Zeichens Frontmann der Hardrock-Combo CROBOT. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des neusten Longplayers der Band aus Pennsylvania muss diese Ansage allerdings leicht modifiziert werden. Auf „Motherbrain“, ihrem bisher vierten und elf Titel umfassenden Werk, beruft sich das Quartett nämlich gar nicht mehr so explizit auf die alte Schule wie in früheren Zeiten.
„Motherbrain“ ist folgerichtig denn auch das bis anhin glaubwürdigste, weil authentischste Album von CROBOT. Der Einstieg gelingt mit dem bombastischen Opener „Burn“ aufs Überzeugendste. Das bedrohlich scharfe „Drown“ mit seinen hinterhältig sanften Zwischentönen sowie das pochende „Low Life“ halten das Niveau. Zum Abschluss gibt’s „Hive“, beinahe balladesk, jedenfalls im Step Down-Modus: Der Bienenstock als Symbol für die Gesellschaft, damit verknüpft die Frage nach dem Wert des Individuums.
Gitarrist Chris Bishop bezeichnet die neuen Songs als „das düsterste und härteste, zugleich aber auch das funkigste Material, das die Band je von der Leine gelassen hat“. Diese Aussage trifft zu – und wird wohl auch Begründung dafür sein, dass es innerhalb der CROBOT-Fangemeinde bestimmt zu gewissen Verschiebungen kommt. Dieser hörbar geglättete und kältere Sound der Band wird nicht allen gleichermaßen gefallen.
Mit der Abkehr vom bisher doch recht erdigen Sound geht auf „Motherbrain“ eine prominente Hinwendung zur Singstimme einher. Nun steht mit Brandon Yeagley bei CROBOT ja ein durchaus stimmgewaltiger und dynamischer Sänger am Mikrophon. Allerdings ist ihm hörbar die letzte Silbe die liebste, weil sie sich so prächtig dehnen lässt; und eben diese Vorliebe lässt mit zunehmender Laufzeit der Scheibe dann doch leichte Anflüge von Monotonie aufkommen.
FAZIT: „Motherbrain“ wird nicht allerorts auf Gegenliebe stoßen. CROBOT haben sich in gewisser Weise von den Siebzigerjahren emanzipiert und bewegen sich mit ihrem neuen Album nun quasi auf – manchmal etwas glattem – „Back (or) to the future?“-Terrain.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2019
James Lascu, Eddie Collins
Brandon Yeagley, Chris Bishop
Chris Bishop
Dan Ryan
Brandon Yeagley (Harmonika)
Mascot Label Group
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23.08.2019