„Wooh Dang“ beginnt mit einem Instrumental, das an Türen Richtung Ambience kratzt. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen, ebenso wenig vom Titel des Albums. Daniel Norgrens achtes Werk – wenn ich richtig gezählt habe – hat kaum mit Ambient-Music und noch weniger mit Hip Hop gemein. Stattdessen präsentiert Norgren, auf dem live in einem alten Farmhaus in Südschweden aufgenommenen, knapp vierzigminütigen Werk, gediegene Singer-Songwriter-Kost, zwischen knarzigem Rock, Folk, Country und einem Schuss Blues. Man könnte auch Americana dazu sagen, wenn die USA und Kanada nicht so weit entfernt lägen.
Norgren gelingt das Kunststück an alte Bekannte zu erinnern und trotzdem eigen zu bleiben. „The Flow“ kommt als gespenstische Zeitlupen-Ballade daher, die Neil Youngs Repertoire bereichern würde. Das anschließende „Dandelion Time“ verschmelzt mit seinem krumpeligen Bänkel-Sound Tom Waits und Bob Dylan, die ROLLING STONES schauen alleweil vorbei und „The Power“ könnte ein gelungener Schmachtfetzen von John Lennon sein. Eindeutig Nogren zuzuordnen ist das Ganze aufgrund seiner verhangenen, aber recht hellen Stimme. Da ist er tatsächlich dem jungen Dylan am nächsten. Wenn der singen könnte.
Textlich dreht sich das Karussell der Liebe, beziehungsweise der Sehnsucht nach ihr. Kleine Geschichten von Träumen, Abhängigkeiten, von Verloren- und Verbundenheit. „Rolling Rolling Rolling“ beschwört gospelhaft die alte Geschichte vom Zug, der abgefahren ist, und den man so gerne wieder in den Bahnhof einfahren sehen möchte. Doch wir wissen alle, der kehrt nie zurück. Und dann beißt am Sonntag nicht einmal ein Fisch an. Keine Gründe, nicht weiterzumachen. Diese kleinen melancholischen Geschichten passen zur verschrobenen, traditionsbewussten Musik, die in den tiefen Wäldern Schwedens gut aufgehoben ist.
FAZIT: „Wooh Dang“ ist ein versonnenes Album, unterbrochen von rockig Weckrufen („Dandelion Time“, „Let Love Run The Game“), die aber keine Stampede auslösen. Es ist alles gut abgehangen und bleibt entspannt. Zum Ende hin wird’s arg liebessäuselig. Aber gut, kommt vor und wird sehr charmant vorgetragen. „Thanks for taking the time. I hope you enjoy it“, wünscht uns Daniel Norgren. Können wir gerne so machen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.06.2019
Anders Grahn
Daniel Norgren
Andreas Filipsson
Daniel Norgren
Erik Berntsson
Andreas Filipsson (banjo)
Superpuma Records/H’art
38:03
19.04.2019