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Darkened Nocturn Slaughtercult: Mardom

Stil: Black Metal

Cover: Darkened Nocturn Slaughtercult: Mardom

Vor 20 Jahren erreichte mich der erste Tonträger von DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT noch per Schneckenpost und machte auf mich einen dazu passenden traditionalen Eindruck. Sechs (Nacht)Alben später hat sich am Auftreten der Band nichts Wesentliches geändert, allenfalls die Souveränität im musikalischen Ausdruck ist gewachsen, was jedoch - bemerkenswert genug - eben nicht mit einem "professionellen" die-Zügel-locker-schleifen-lassen einhergeht. Tod und Teufel haben den Schlächterkult vom Niederrhein immer noch fest im Griff, der gegen die Brut menschlicher Plagegeister Gift und Galle speit.

Mit Black Metal dieser Machart verhält es sich ja ähnlich wie mit Gottesdiensten in der Kirche: Der Fromme erwartet keine Revolution, sondern eher Gemeinschaft, Aufrichtigkeit, Trost, Hoffnung und Hingabe. DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT gewähren ihren treuen Hörern auf "Mardom" genau das - eben in schwarzmetallischer Entsprechung, und *** sei Dank mit genügend Nachdruck. Vor der druckvoll und dicht aufspielenden Band steht und fällt alles mit der Darbietung von Onielar, die ziemlich grandios geraten ist: Eine solche Ausdrucksvielfalt in einem streng abgesteckten Rahmen zu verwirklichen, ist eine Kunst für sich. Höre ich einen Song wie "Exaudi Domine", dann glaube ich nur allzu bereitwillig, dass es sich bei der Furie hinter dem Mikro um eine Widergängerin handelt, die angesichts menschlicher Verlustierungen nur Grimm und Groll hegt - und wahrscheinlich das Lebenslicht des einen oder anderen Tölpels mit ihrer Stimmgewalt aushaucht. Erfreulich ist zudem, wie nahtlos verschiedene atmosphärische Elemente auf "Mardom" eingeflochten wurden, die dem Black Metal eine zusätzliche Abgründigkeit verleihen, die in einem Lied wie "T.O.W.D.A.T.H.A.B.T.E." sogar Erinnerungen an Lunar Aurora weckt. Details wie der Nachhall eines Kratzens über Gitarrensaiten spiegeln den unbedingten Willen, auch da noch eine Schippe Atmosphäre draufzulegen, wo andere sich mit weniger zufrieden geben. Die starken Abschnitte des Album zerren auch wenige Passagen ans Tageslicht, die eher unaufgeregt tönen. "The Boundless Beast" überrascht dafür gegen Ende des Songs sogar mit leicht verträumten Klängen und verweist Satanic Warmasters "Fimbulwinter" auf die Plätze, was Bände für die Qualitätsdichte von "Mardom" spricht, das mit "Widma" sogar eine ambiente Heimsuchung als Zwischenspiel aufweist.

FAZIT: Im absurde Blüten treibenden Überangebot des Metal-Krämermarktes bieten DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT den Traditionsbewussten mit "Mardom" eines der hörenswertesten Alben Immortal’scher Prägung seit Graupels "Am Pranger" an. Dieses erscheint in allen klassischen Formaten und überzeugt durchweg mit leidenschaftlicher Konzentration auf die Musik. Unvorstellbar, dass diese Band eines Tages ein Album mit Plastik-Puppen der Musiker als Gimmicks oder ähnlichen Schwachfug veröffentlicht. Eine gewisse Sympathie für jene halsstarrige Einstellung mag ich gar nicht verhehlen. Ein Konzert werde ich dennoch wohl erst dann besuchen, wenn die Band mal des Nachts in einer Burgruine im Fackelschein spielt.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.05.2019

Tracklist

  1. Inception of Atemporal Transition
  2. Mardom - Echo Zmory
  3. A Sweven Most Devout
  4. T.O.W.D.A.T.H.A.B.T.E.
  5. A Beseechment Twofold
  6. Exaudi Domine
  7. The Boundless Beast
  8. Widma
  9. Imperishable Soulless Gown
  10. The Sphere

Besetzung

  • Bass

    Adversarius

  • Gesang

    Onielar

  • Gitarre

    Velnias, Onielar

  • Schlagzeug

    Horrn

Sonstiges

  • Label

    War Anthem Records

  • Spieldauer

    43:55

  • Erscheinungsdatum

    12.04.2019

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