Die zwei Handvoll Songs auf "Kick" gehören mit zum Besten, was Dave Hause in seiner bisherigen Solokarriere zu Werke gebracht hat, obwohl die Messlatte nach "Bury Me In Philly" relativ hoch angelegt war. Warum das so ist? Nun, mittlerweile bemüht sich der Künstler nicht mehr so verbissen, seinen Punk-Wurzeln klanglich dahingehend Rechnung zu tragen, dass er zwischendurch laut wird; das wirkte in der Vergangenheit wie ein bloßes Lippenbekenntnis, als wollte er es möglichst vielen potenziellen Hörern Recht machen, doch nun scheint diese Unsicherheit bzw. Kompromissbereitschaft vorbei zu sein.
"Kick", bei dem Bruder Tim musikalische Hilfe leistete (höre das von ihm gesungene 'Civil Lies'), braust selten bis gar nicht auf, auch wenn einem beim Lesen von Hauses Texten nach wie vor nicht nach Kuscheln zumute ist. Gesellschaft und Staatsobrigkeiten werden weiterhin angegriffen, wobei der Barde nichts in hochgestochenen Metaphern verschleiert, sondern das buchstäbliche Kind in der Regel beim Namen nennt.
Einen Pferdefuß hat "Kick" vielleicht in den Augen mancher: Der Scheibe gehen die Ecken und Kanten ab, denn wer mit Hauses Vergangenheit vertraut ist, wünscht sich eventuell den einen oder anderen tatsächlichen Kick, ja möchte den Mann mit dem einzigartigen Timbre bisweilen kräftig schütteln, auf dass er sich zu ein paar derben Gitarrenakkorden hinreißen lässt. Umgekehrt ist übrigens auch das rein akustische Material, das Hause eine Zeitlang auszeichnete, ins Hintertreffen geraten.
Nun denn, dass er tut, wonach ihm der Sinn steht, ist nur konsequent und "erwachsen", wenn man so will. Dessen ungeachtet hat Dave immer noch eine Menge zu sagen, was er im Rahmen starker Songs tut; schenkt ihm also Gehör.
Die Dichte an Highlights war bislang auf keinem Hause-Album so hoch wie auf diesem, angefangen beim Opener 'Eye Aye I' über die flotten Nummern 'Wheatervane' und 'Paradise' (ein Ausband an Euphorie) hinweg, die Hardliner ein Stück weit mit der "neuen" zarten Art des Mannes versöhnen, bis zum introvertierten 'OMG'. Austauschbar ist im Grunde nur der Titelsong, dessen Durchhalteparolen vor dem ansonsten leutseligen Hintergrund aufgesetzt anmuten.
FAZIT: Dave Hause, ein Singer-Songwriter mit Punk-Background am Zenit seines Schaffens, den man tunlichst nicht mit kommerzieller Anbiederung verwechseln sollte. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/37f739aef3ac4313ade0b9b7a4973838" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2019
Singer-Songwriter
Rise / Cargo
05.04.2019