Auch wenn DEATH SS in den vergangenen Jahren erheblich Federn gelassen haben und in der Gunst der Fans ihres frühen Schaffens gesunken sind, muss man klaglos eingestehen, dass Steve Sylvester und seine mittlerweile wieder recht stabile Band ihren Weg konsequent fortsetzen. Auch "Rock ‘n’ Roll Armageddon", das der Kopf schon 2018 über sein eigenes Label Lucifer Rising veröffentlichte, weil er ersten ein Kontrollfreak ist und zweitens kein Interesse anderer Plattenfirmen weckte, bietet jene Form von bombastischem, teils elektronisch verbrämten Modern Rock, den man von den vorangegangenen Alben der Italiener kennt.
Selbige leugnen ihre Herkunft dabei allerdings nie. Zieht man den Synthesizer-Zierrat ab, mit dem Keyboarder Freddy Delirio die recht simpel gestrickten und auf eingängige Refrains ausgerichteten Stücke des Mastermind verziert, und stellt sich statt einer glatten, fetten (im besten Sinn wohlgemerkt) Produktion die Vintage-Soundästhetik der 1970er vor, bleiben außerordentlich unterhaltsame Bombast- und Glam-Nummern übrig, wie sie auch Bruder im Geiste Alice Cooper vorübergehend ("Dragontown", "Brutal Planet") zur Diskussion stellte.
Eine ganze Reihe der Songs auf "Rock 'n' Roll Armageddon" weisen einen ausgeprägten Einfluss von Kiss auf, den Sylvester aber nicht nur gekonnt, sondern ausgesprochen würdevoll geltend macht. Unterm Strich stehen darum mehrere Hit-Anwärter, die man sich anschaulich vor opulenter Horror-Bühnenkulisse dargeboten vorstellen kann, insbesondere das 1980er-Relikt 'Creature of the Night' und der feudale Gothic-Schleicher 'Madness of Love'.
Dass Steve mit ‘Zombie Massacre’ von der 2013er EP “Eaters” bzw. ‘Witches’ Dance’ von “The Darkest Night” aus dem Jahr zuvor und der2014er Single-B-Seite ‘The Glory of the Hawk’ gewissermaßen Zweitverwertung betreibt, wird angesichts des durchweg hohen Niveaus, das er auf diesem Album an den Tag legt, zur Nebensache.
FAZIT: DEATH SS haben ihre Wurzeln noch nie so gut mit ihrer Kommerz-Industrial-Gegenwart versöhnt wie auf "Rock 'n' Roll Armageddon". Da die Scheibe in diesem Spannungsfeld nahezu ausschließlich kurzweilige Volltreffer bietet, ergibt ihre Wiederveröffentlichung auf breiter Ebene unbedingt Sinn - vor allem, wenn man theatralischen Rock in breitbeiniger Pose mag. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/ad1690b06a49427597cc4edfd337fd47" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2019
High Roller / Soulfood
55:38
12.07.2019