Wenn es noch eines Beweises bedürfte, dass im globalen Musikbusiness Qualität und Anerkennung nicht zwingend gekoppelt sind, so fände sich dieser auf überzeugende Weise in der Person des kalifornischen Singer-Songwriters DIRK HAMILTON – und ließe sich, zumindest teilweise, wohl mit dessen politischer Ausrichtung erklären. Gradlinigkeit im Denken und offene Worte sind einer musikalischen Karriere nicht unbedingt förderlich.
Im Teenager-Alter spielte der in Hobart, Indiana, geborene Musiker in der Rock ‚n‘ Roll- und Surf-Band THE REGENTS, begann auch eigene Songs zu schreiben. In den 1970er-Jahren spielte DIRK HAMILTON für ABC und Elektra dann vier Alben ein und tourte mit seiner Band durch die USA. Der große Erfolg blieb aus, HAMILTON kehrte dem Musikbusiness den Rücken und arbeitete als Sicherheitsbeamter und Sozialarbeiter. Mitte der Achtzigerjahre fand er schließlich zur Musik zurück, begann wieder zu komponieren und solo oder mit Band aufzutreten.
In den vergangenen Jahrzehnten hat DIRK HAMILTON annähernd zwei Dutzend Studio- und Live-Alben eingespielt. Nun legt er mit den dreizehn Songs von „Live At The Palms“ ein intimes musikalisches und Jahrzehnte umspannendes Tagebuch vor. Aufgenommen wurde das Konzert im Herbst 2009 im alteingesessenen Playhouse The Palms in Winters, Kalifornien.
Das Quartett startet mit dem poetisch-sanften „Searchin' For The Heart Of Soul“ und fährt im rockigen zweiten Track „Hardball In The Holy Land“ dem politischen Establishment („Die Leute, die wir bekämpfen, sind Profiteure, Schachfiguren der Religion und lügende Führer…“) kräftig in die Parade – ein Song, der auch dem jüngeren BOB DYLAN durchaus gut angestanden hätte.
Gut die Hälfte des Materials auf „Live At The Palms“ stammt von HAMILTONS damals aktuellem Album „More Songs From My Cool Life“, wie etwa die wunderschön erzählte Geschichte über das Gebiet um die „Windmill Hills“, die gigantischen Windparks im Hinterland von San Francisco oder das locker swingende „Dean, Don, Dan“, ein witziger Rückblick auf alte Band-Zeiten.
Auf Highlights kann man sich bei diesem Album für einmal nicht festlegen. Die starken Songs, deren kluge Zusammenstellung, die souveräne und abwechslungsreich arrangierte musikalische Begleitung sowie nicht zuletzt die unverwechselbare, leicht heisere Stimme HAMILTONS machen dieses Album als solches zu einem Kleinod. Große Empfehlung also!
FAZIT: „Live At The Palms“ ist eine unaufgeregte und authentische Konzert-Einspielung, eine jener Aufnahmen, die beim Hörer Bedauern aufkommen lassen, nicht selber dabei gewesen zu sein. DIRK HAMILTON gehört zu den Großen seiner Zunft.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2019
Eric Westphal
Dirk Hamilton
Dirk Hamilton, Don Evans
Tim Seifert
Dirk Hamilton (Harmonica), Don Evans & Eric Westphal (Vocals)
IAC Records
61:24
02.11.2018