Auf seine alten Tage hin hat Edward Ka-Spel, der ikonische Frontmann der kultigen Legendary Pink Dots, bei den Soundtrack-Spezialisten Rustblade eine neue Label-Heimat gefunden, die hervorragend zu seiner derzeitigen musikalischen Gesinnung passt. Der seit knapp vier Dekaden aktive Rundum-Künstler und Vokal-Akrobat tat sich für "Alien Subspace" mit Stefano Rossello und Filippo Corradin zusammen, um einen eindrucksvollen Zwitter aus Elektronik, Ambient und düsterem Art Pop zu zeugen.
Die beiden Italiener - ersterer betreibt die besagte Plattenfirma, zweiterer spielt mit ihm in der Industrial-Band Bahntier - legen dem Altmeister sowohl kalte als auch warme Klangflächen aus, auf denen er sich gesanglich oder auch einfach nur sprechend entfalten kann. Dass sie dafür den Namen Motion Kapture wählten, steht bezeichnend für die Grundstimmung ihrer Musik, denn diese bleibt bis zuletzt abstrakt, ist bezüglich der Ausrichtung des Labels also in der Tat cineastisch und eignet sich insbesondere zur Beschallung von Kunstinstallationen oder eben als Begleitung zu bewegten Bildern.
Ka-Spels Texte wiederum schärfen des Profil der mitunter harschen Synthesizer-Texturen und schwer aufs Zwerchfell drückenden Bässe. In seiner statischen Anlage weist das Material indessen stärkere Bezüge zu archaischem Dark Wave aus, als es größtenteils lineare Kompositionen fürs Kino tun. Berücksichtigt man dabei die Herkunft der Instrumentalisten, ergibt dies nicht nur in Hinblick auf die Gruftrock-Szene Italiens in den frühen 1980ern Sinn, sondern auch wegen Soundtrack-Schwergewichten wie Ennoi Morricone oder Claudio Simonetti, die ebenfalls mit Rustblade arbeiten.
Ein paar psychedelische Einstreuung machen das Album neben etwas Indie Pop und allerlei anderem "artsy stuff" zweifelsohne spannend, und wer erwartet hat, Ka-Spel würde mal wieder alles andere überstrahlen, sieht sich beim Hören getäuscht.
FAZIT: "Alien Subspace" ist ungeachtet des überlebensgroßen Status von Edward Ka-Spel ein echtes Gemeinschaftswerk. Das für die Musik verantwortliche Duo schneiderte dem Sänger Stücke auf den Leib, die sich grob zwischen Einstürzende Neubauten, Filmscore und Berliner Schule einordnen lassen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/2bc285e9b07d4b1cb0043df5d8e12828" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2019
Rustblade / Broken Silence
42:33
06.12.2019