Hierzulande gelten ELECTRO DELUXE über Neo-Funk-Kreise hinaus immer noch recht wenig, doch mit "Apollo" wirkt das vor 18 Jahren aus der Taufe gehobene Projekt so aktuell wie nie zuvor, weil Tanzmusik mit retrospektivem Seventies- und Eighties-Flair dieser Tage wieder im Kommen ist.
Die Urgesteine der zeitgenössischen Dance-Szene Frankreichs haben ihren Stil nicht großartig verändert, sondern entsprechen dem momentanen Revival ganz zufällig. Während ELECTRO DELUXE über die Jahre hin sowohl in erweiterter Besetzung mit einzelnen Blechbläsern (dem Trompeter-Duo Alexis Bourguignon und Renaud Gensane bzw. Posaunisten Robinson Khoury) als auch als vielköpfige Big-Band-Formation auftraten, zeigen sie sich auf ihrem neuen Album ausgesprochen kompakt.
Charakterstimme James Copley bestimmt das Geschehen, doch "Apollo" ist auch ein spielerisch enorm reizvolles Album, auf dem futuristisch angehauchter Funk wie 'Do Your Thang', 'Fly Away' und 'Ball And Chain' nur eine Facette darstellt. Die treibende Instrumentalstücke 'Space Invaders' und 'Ocean' würden auch gut in einen Blaxploitation-Film aus den 1970ern passen, und sowohl 'Mr. High Roller' mit seiner schmatzenden Gitarre als tragendem Stilmittel als auch das mit schlingerndem Bassmotiv besonders fett daherkommende 'Crying' wirken wie mustergültige Demonstrationen von spannender Musik, die entsteht, wenn alte Tugenden mit dem kompositorischen Verstand der Gegenwart aufrecht erhalten werden.
Da "Apollo" wieder einmal eine Reihe von sofort zündenden Hits enthält (Anspieltipp: das stampfende 'Hold On') sollten seine Schöpfer ihren Status als weltweit Aufsehen erregendes Live-Event damit nur noch weiter festigen. Die gemeinsam mit Producer und DJ 20SYL (Rhyanna, Ed Sheeran, et. al.) realisierte Platte passt übrigens auch ausgezeichnet zum gegenwärtigen Synthwave-Trend.
FAZIT: ELECTRO DELUXE halten mit ihrer sechsten LP an einem bewährten wie zeitlosen Konzept fest - lebensfroher Funk mit dezenten Rock-Bezügen, virtuos dargeboten auf altem Analog-Equipment, aber auch modernen Synthesizern, versehen mit vertraut wirkenden Effekten und nicht zuletzt dem stilprägenden Vocoder, ein Streifzug durch nahezu alle Epochen der Unterhaltungsmusik. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/b53d4f2a28c5497dab0341adbffdccdd" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2019
Stardown / Broken Silence
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04.10.2019