Technischer Death Metal war schon immer eine italienische Tugend, auch wenn die weltweite Szene allenthalben von Sadist Notiz nahm, während Gruppen wie Gory Blister oder eben ELECTROCUTION bis heute ein Schattendasein fristen, was internationales Renommée angeht. Die letztgenannten sind seit mehr als einem geschlagenen Vierteljahrhundert (gleichwohl mit langer Unterbrechung) eine Instanz und haben zumindest im Underground allein schon wegen ihres noch sehr rohen, relativ simpel gestrickten Debüts “Inside The Unreal” von 1993 bis heute einen Stein im Brett.
Auf “Psychonolatry”, das nach der Wiedervereinigung der 1997 zu Grabe getragenen Combo im Jahr 2012 ihre zweite Studioproduktion markiert (das Comeback "Metaphysincarnation" erschien 2014) ist neben dem Mitbegründer, Sänger und Gitarristen Mick Montaguti eine rundum erneuerte Besetzung zu hören, die aber dem klassischen ELECTROCUTION-Stil frönt. Im Grunde zehrt das Quintett von einem kaum fünf Jahre umspannenden Vermächtnis, doch das tun auch andere, und es reicht sogar locker, um so manche aktuelle Veröffentlichung jüngerer, bekannterer Genre-Acts auszustechen.
Stilistisch wildern ELECTROCUTION ähnlich wie Death während ihrer "Spiritual Healing"-Phase und Pestilence mit "Testimony To The Ancients" an der Grenze der Szenewildnis zu proggigem Terrain. "Psychonolatry" ist viehisch brutal, doch die Virtuosität der Instrumentalisten macht einen wesentlichen Teil des Reizes der angenehm kurzen Songs aus. Das Album setzt gehörige Energie frei und klingt von vorne bis hinten vertraut, bloß dass sonst kaum mehr jemand diesen leicht antiquierten, aber unbedingt liebenswürdigen Sound fährt.
Ob man sich nun bei 'Hallucinatory Breed' an die mittleren Morbid Angel erinnert fühlt oder während des düsteren 'Malum Intra Nos Est' Incantation im Sinn hat, 'Divine Retribution' mit Vader zu ihrer Zeit beim Label System Shock vergleicht oder wegen der neu eingespielten Altnummer 'Premature Burial' gleich auch die beiden ersten Demolition-Hammer-Platten hervorkramen möchte - "Psychonolatry" regt insbesondere Traditionalisten zu Freudensprüngen an.
FAZIT: Verspielter Extrem-Metal der Sonderklasse, so wie er heute im Grunde gar nicht mehr gespielt wird. Braucht jeder alte Sack und lehrt die Jugend Mores. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/0f326d8c8b7f4654b01d9cac41ef7200" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2019
Label: Goregorecords / Aural / SPV
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15.02.2019