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Reviews

Eli Paperboy Reed: 99 Cent Dreams

Stil: Retro Soul

Cover: Eli Paperboy Reed: 99 Cent Dreams

<b>„Nach dem Debakel mit den großen Labels musste ich diese Aufnahme machen. Dieses Mal wollte ich die Nadel jedoch in die andere Richtung bewegen und etwas nachdenklicher und ruhiger klingen. Ich wollte Musik machen, die repräsentativ für mein Leben ist, Musik, die etwas erwachsener ist.“</b> ELI PAPERBOY REED

Sie sind wirklich verblüffend – die musikalischen Wandlungen von ELI PAPERBOY REED, der in den letzen Jahren neben einem schwachen Mainstream-Album und einer recht rockigen Scheibe sowie einem schlecht aufgenommenen Gospel-Album endlich mit „99 Cent Dreams“ ein beachtliches Retro-Soul-Album vorlegt, das die deutlich schwächeren Vorgänger mit einem Federwisch vergessen macht. Er ist tatsächlich erwachsen geworden, wie es der Musiker aus Massachusetts selbst feststellt und nun mit „99 Cent Dreams“ das beste Album seiner immerhin gut zehnjährigen Karriere vorlegt. Geschickt verwebt er darin Soul-, Rhythm‘n‘Blues- und Gospel-Einflüsse wie in einem Teppich, der mitten in den Motown Soul der Sechziger führt.

Natürlich spielt hierbei eine große Rolle, dass „99 Cent Dreams“ in Memphis entstanden ist. Genauer in den legendären Sam-Phillips-Recording-Studios, produziert von Matt Roos-Spang, der sich bereits für die Alben von JASON ISBELL und MARGO PRICE verantwortlich zeigte. Auch ist der Einfluss seines Schlagzeugers Ken Coomer, immerhin Gründungsmitglied von WILCO, unüberhörbar. Und mit THE MASQUERADERS steuert eine der ältesten Gesangsgruppen aus Memphis, die schon seit über 50 Jahren auf der Bühne stehen, fantastischen Harmonie-Gesang bei, der sich ausgezeichnet mit der druckvoll-beeindruckenden Stimme des „Zeitungsjungen“, die wie eine Vereinigung von WILSON PICKETT mit BEN E. KING klingt, vereint.

Allein der Titelsong <a href="https://www.youtube.com/watch?v=BSitRPiZBV4" target="_blank" rel="nofollow">Titelsong „99 Cent Dreams“</a> spiegelt den Retro-Soul, der endlich auch in hervorragendem Sound aufgenommen wurde, wider, der das gesamte Album durchdringt. Balladen wie rockigere Nummern hören wir dabei genauso wie sakralen Gospel und Roots-R‘n‘B. So weiß und bubenhaft ELI PAPERBOY REED auf dem Cover seines Albums auch erscheinen mag, umso schwarzer und reifer klingt dahinter seine Stimme, die einen sofort in ihren Bann zieht.

Überraschend klingt dabei auch die Begründung, die Reed für diese Veränderung anführt – denn die ist noch klein, süß und verdammt lebendig: „Meine Tochter ist jetzt zwei Jahre alt und hat meine Herangehensweise an die Musik grundlegend verändert. Wenn Sie ein Kind haben, ändert sich Ihre Wahrnehmung der Zeit und Sie lernen, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Als ich anfing, diese Songs zu schreiben, wollte ich nur die Wurzel dessen erschließen, was ich an Soul-Musik liebe.“

Und genau das Erreichen dieser Soul-Wurzel ist ELI PAPERBOY REED auf „99 Cent Dreams“ gelungen. Seiner zweijährigen Tochter gebührt damit ein großer Dank!

FAZIT: Auf „99 Cent Dreams“ kehrt ELI PAPERBOY REED wieder zu seiner wahren Seele zurück, die ihm auf seinen letzten Platten etwas abhanden gekommen war: dem Retro-Soul, der so reif und beeindruckend klingt, dass wir uns beim Hören des Albums, das besonders als die vom Sound her ausgezeichnet klingende Vinyl-Variante plus DL-Code zu empfehlen ist, in die Zeiten zurückversetzt fühlen, in denen einen WILSON PICKET und BEN E. KING sowie viele weitere Motown-Musiker begeisterten.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.08.2019

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (18:00):
  2. News You Can Use (2:43)
  3. Said She Would (2:51)
  4. Bank Robber (2:37)
  5. 99 Cent Dreams (3:02)
  6. Holiday (3:34)
  7. Coulda Had This (3:13)
  8. <b>Seite B</b> (20:29):
  9. Trying (2:30)
  10. Burn Me Up (3:16)
  11. Lover‘s Compensation (2:58)
  12. In The End (3:26)
  13. A New Song (3:43)
  14. Couldn‘t Find Away (4:36)

Besetzung

  • Bass

    Michael Montgomery

  • Gesang

    Eli Paperboy Reed

  • Gitarre

    Eli Paperboy Reed

  • Keys

    Jay B. Flat

  • Schlagzeug

    Ken Coomer

  • Sonstiges

    The Masqueraders (Harmony Vocals), Marc Franklin (Trompete), Art Edmaiston, Kirk Smothers (Saxofone)

Sonstiges

  • Label

    Yep Roc Records / H‘Art

  • Spieldauer

    38:29

  • Erscheinungsdatum

    12.04.2019

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