Deutschlands-Prog-Altvater Frank Bornemann ließ sich zwei Jahre Zeit, um den zweiten und letzten Teil seines historischen Doppelopus über Johanna von Orléans auszuarbeiten, und das Ergebnis stellt wie zu erwarten sozusagen "nur" eine Verlängerung des ersten Albums zum Thema dar.
Einmal mehr rekapituliert die aktuelle ELOY-Inkarnation, bei der Bornemann sämtliche Fäden alleine zieht, die turbulente Vita der tragischen Titelgestalt mit hohem Anspruch auf faktische Authentizität, weshalb sie auch nicht davor gefeit ist, zeitweilig trocken, wenn nich gar bieder zu wirken.So leidet "The Vision, the Sword and the Pyre" wie der Vorgänger vor allem unter rhythmischer Steifheit.
ELOY kollaborierten abermals mit dem Centre Jeanne d'Arc in Orléans, um ein umfassendes musikalisches Porträt zu malen, vor dessen Hintergrund die kompositorische Substanz leider manchmal verblasst - löbliche Authentizität hin, gemiedene Verklärung her. Dem kraftvollen wie eingängigen Opener 'An Instant of Relief ... still the war rages on' folgen mehrere dröge Zwischenspiele, die den ansonsten nicht einmal nur sporadisch auftretenden Hooks ihre potenzielle Wirkung rauben, was insbesondere während des kunstvollen Pop-Bekenntnisses 'Joy' und in 'Compagiègne' deutlich wird.
Dort spürt man einen unleugbaren Vorwärtsdrang, doch ELOY lassen sich ein ums andere Mal - auch in 'Rouen' als nicht so großem Finale for dem Quasi-Outro 'Eternity' mit weiblichem Sprechgesang - von ihren eigenen aufklärerischen Ambitionen ausbremsen. Mag sein, dass Bornemann seit Jahrzehnten von Jeanne d'Arc und dem Mittelalter generell fasziniert ist, doch vertrackte Weltgeschichte in komplexe, aber dennoch relativ leicht zugängliche Arrangements zu packen, ist so einigen anderen Künstlern im Artrock-Bereich schon weit besser gelungen.
Im Übrigen stellt der gespreizte Gesang über die gesamte Spielzeit hinweg den empfindlichsten Schwachpunkt der Platte dar.
FAZIT: „The Vision, The Sword & The Pyre“ ist eine allenfalls durchschnittliche Rockoper mit allem Für und Wider - phasenweise überambitioniert, im thematischen Korsett erstickende Songideen - und tut ELOY zwar keine Schande, ist aber auch kein Highlight ihrer Karriere.Vergleiche mit bahnbrechenden Konzeptalben wie „The Wall“ von Pink Floyd oder The Whos „Quadrophenia“, die mancher schon zum Vorgänger gezogen hat, sind in Wirklichkeit vermessen, auch wenn es sich beileibe nicht um ein grottiges Werk handelt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/cb52479f889640899ef07d7970000018" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2019
Artist Station / Soulfood
52:05
27.09.2019