Mit 20 Jahren auf dem Buckel gehören die "südlichen" EMERALD (es gab bekanntlich auch mal Niederländer gleichen Namens) irgendwie schon zum alten Eisen, obwohl man sie als langjähriger Beobachter der Szene immer noch wie einen "Newcomer" wahrnimmt und mit "Restless Souls" bereits ihr achtes Studioalbum vorliegt. Selbiges klingt ebenfalls nach altem Eisen, doch das ist im Fall der Schweizer nicht unbedingt rostig, geschweige denn schlecht.
Der gerade auf der melodischen Ebene hörbar sorgsam ausgearbeitete Heavy Metal (nicht mehr oder weniger ist es, man braucht ihn nicht mit "Power" oder "Prog" zu verschlagworten) der Gruppe wirkt ein wenig angestaubt, ist aber in seiner derzeitigen Seltenheit umso charmanter. Ein traditionelles Album von einer Stunde, das zu keiner Zeit langweilig wird, hört man dieser Tage selten, doch genau darum handelt es sich bei "Restless Souls".
Gleich das eröffnende 'Freakshow' ist ein Uptempo-Ohrwurm erster Klasse, zumal EMERALD, nachdem sie mehrere Sänger verschlissen haben, mit Mace Mitchell eine denkbar wunderbare Wahl getroffen haben. Der Mann intoniert kraftvoll und nie übertrieben, sodass der Band mehr als zwei Handvoll Hymnen gelingen. 'Digital Slavery' schrammt genauso wie das forsche Highlight 'The Wicked Force' andererseits am Thrash, dessen aggressiveren Duktus der Frontmann ebenfalls souverän beherrscht, ohne einen verkrampften Eindruck zu hinterlassen.
Im Zentrum stehen sagenhaft gute Refrains, deren Eingängigkeit allerdings nie abgeschmackt anmutet, und selber der folkige Ausflug 'Cad Goddeu', die Vertonung eines walisischen Gedichts, passt neben der Ballade 'Set Me Free' nahtlos ins Bild.
FAZIT: Bei EMERALD hat sich (hoffentlich) Konstanz eingestellt, sodass sie spätestens nach "Reckoning Day" von 2017 und fortan Schweizer mit schöner Regelmäßigkeit in stabiler Besetzung Alben wie "Restless Souls" abliefern - von V.O. Pulver (u.a. Gurd) zeitgenössisch fett produziert und zugleich ein gelebter Anachronismus wie aus der Zeit vor der Jahrtausendwende, als zahlreiche mitteleuropäische Acts solche kleinen Perlen für eine überschaubare Klientel veröffentlichten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/43c5f258031f4ce5a3c39e7f8df012c7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2019
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17.05.2019