ERIC GALES galt in den 1980er-Jahren als Gitarren-Wunderkind. Inzwischen schaut der Mann aus Memphis auf eine drei Jahrzehnte dauernde Karriere mit vielen Irrungen und Wirrungen zurück, und in seinem Backkatalog finden sich bereits gegen zwanzig Longplayer. „The Bookends“ ist das neuste Werk des erstklassigen Gitarristen. Es wird auf die Größe seiner Fangemeinde allerdings kaum Auswirkungen haben – frei nach Rilke ließe sich sagen: Wer bisher kein Freund GALES war, wird es wohl auch mit den „Bookends“ nicht.
Mit „Transformation“ (2011) oder „Good For Sumthin‘“ (2014) etwa hat ERIC GALES seine Meisterschaft im Blues-Rock eindrücklich demonstriert. Sein neustes Werk nun driftet deutlich in mainstreamtauglichere Gefilde ab; dafür dürfte maßgeblich Produzent Matt Wallace (Maroon 5, Faith No More) verantwortlich sein.
Dass ein solcher Richtungswechsel nicht a priori schlecht sein muss, zeigen beispielsweise das poppig-eingängige „Somebody Lied“ (mit einem Grüßchen von POLICE) oder das eindringliche „Watcha Gon’ Do“ mit den schönen Basskringeln und der schneidenden Gitarre. Und dass die stilistischen Kapriolen rein gar nichts mit seiner Gitarrenkunst zu tun haben, demonstriert GALES mit dem fantastischen Instrumental „Resolution“ oder dem intensiven „It Just Beez That Way“ – Beatboxing inbegriffen.
Geradezu kontraproduktiv hat sich leider das Mittun von BETH HART und DOYLE BRAMHALL II ausgewirkt. Die großartige Stimme von Frau HART allein vermag „With A Little Help From My Friend“, die einzige Fremdkomposition des Albums, nicht zu retten: Diese ist ein Stilbruch in der Abfolge der Songs, und zudem kann GALES, trotz deutlich verbesserter Gesangstechnik, stimmlich längst nicht mithalten. Auf der überlangen „Southpaw Serenade“ gerät die Zusammenarbeit mit BRAMHALL zu einer Adaption von dessen verwaschenem und leicht zum Kitsch neigenden Pop-Sound.
Gefreuter die beiden Tracks, bei denen Hansdampf in allen (Stil-) Gassen
B. SLADE mittut. Sowohl „Something’s Gotta Give“ als auch das abschließende „Pedal To The Metal“ überzeugen in funkig-jazziger Manier.
FAZIT: ERIC GALES verlässt mit dem neuen Album die bisherigen Blues-Rock-Pfade. Sein musikalisches Spektrum präsentiert sich auf „Bookends“ erweitert, jedoch auch deutlich radio-, respektive mainstreamtauglich. Ob dies honoriert wird, bleibt letztlich eine Frage des Musikgeschmacks.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2019
Mono Neon
Eric Gales
Eric Gales
Dylan Wiggins
Aaron Haggerty
Provogue / Mascot Label Group
50:36
08.02.2019