Innerhalb der französischen Jazz-Szene nimmt Trompeter Eric Le Lann eine exponierte Rolle ein, in der er sich bereits um mehrere Musikpreise verdient gemacht hat. Der Wahl-Pariser spekuliert mit der Veröffentlichung seines aktuellen Duoprojekts jedoch nicht mit seinem renommierten Namen allein auf Erfolg, sondern zeigt sich als ungebrochen hungriger Künstler, der immer noch für Überraschungen gut ist.
Das in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Quartettpartner Paul Lay nämlich Musik für 'Thanks A Million' entstand, die keine direkten Bezüge zum bisherigen gemeinsamen Schaffen der zwei aufweist, war nicht unbedingt zu erwarten. Es handelt sich um eine völlig puristische Zusammenstellung von Duetten eines Pianisten und Bläsers auf der Höhe ihrer Virtuosität und Intuition in Sachen Interaktion. Das Material beruht auf Erfahrungen, die Lay und Le Lann während einer Tournee in Marokko sammelten - das Lied ist Chef sozusagen, so lautete die Einsicht der zwei im Zuge ihrer Konzerte, denn tritt man nicht gerade vor der elitären Muckerpolizei auf, geht eben nichts über Melodien, Hooks, zeitlose Wendungen.
Darum bearbeitete das Duo ganz einfach Kompositionen von Louis Armstrong, den man sicherlich als einen der klassischsten Songwriter im Jazz bezeichnen darf. Teils legendären Standards wie 'Mack The Knife' (hier eine traumschöne Ballade) oder 'I Surrender Dear' (noch melancholischer sogar) wechseln sich mit quirligen Nummern wie dem tänzerischen 'Jubilee' und dem äußerst bildhaften 'Tight Like This' ab, wobei Le Lann und Lay dem Ausgangsstoff - nur zwei Tracks stammen von ihnen selbst - trotz wagemutiger Variationen nichts von seiner ursprünglichen Würde nehmen - echte Könner eben, bei der Einspielung beaufsichtig übrigens von Laurent de Wilde, bei dem der Pianist einst in die Lehre ging.
FAZIT: Zwei Jazz-Könner, sowohl handwerklich als auch emotional, zollen Louis Armstrong mit einem intimen Coveralbum Tribut. Eric Le Lann und Paul Lay schaffen auf "Thanks A Million" das Kunststück, nicht einfach nur nachzuspielen, sondern eigentlich unantastbaren Stücken bisher ungekannte Seiten abzugewinnen, ohne nur geringfügig an deren Erhabenheit zu kratzen. Selbst wer sich nur am Rande für Trompete und/oder Klavier begeistert, sollte diesem Album ein bis zwei Ohren leihen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/27a51707ffa941209adb1529530821f0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.02.2019
Gazebo Production / Broken Silence
42:01
01.03.2019