Diesem ersten Album der spanischen Todesmetaller ETERNAL STORM gingen je eine EP und eine Split-Single voraus, mit denen sich die Gruppe einen guten Namen im internationalen Untergrund machte. Was Wunder also, dass sich auf "Come The Tide" eine Vielzahl mehr oer minder bekannter Gastmusiker tummeln?
Demgemäß darf man im Vorfeld des Hörerlebnisses davon ausgehen, dass es sich nicht um ein herkömmliches Genre-Werk handelt. Bei den Beteiligten handelt es sich u.a. um Keyboarder Javier Fernández (The Heretic) und Saxofonist Manuel Mendoza sowie mehrere zusätzliche Vokalisten (obwohl alle vier eigentlichen Mitglieder growlen bzw. singen), etwa Migueloud Ontivero von den Science-Fiction-Grindern Wormed in 'The Strand', der ehemalige Ulcerate-Shouter Ben C. Read für 'Detachment' und Foscor-Frontmann Fiar während 'Embracing Waves'
Das Kernquartett um Gitarrist und Hauptkomponist Jaime Torres fährt einen progressiven Stil, ohne Kompromisse in Sachen Brutalität zu machen, gleichwohl seine Musik jederzeit eine feinfühlige Angelegenheit bleibt. Es geht dabei recht zwanglos mit Einflüssen aus verschiedenen Randbereichen um, seien es flirrender Post Black Metal wie im eröffnenden ersten Teil von Through the Wall of Light, wo auch Leads im Geiste von Paradise Lost verbraten werden, oder halb akustische Parts vom Schlage Opeths oder - mit dezidierter Gothic-Note - Katatonia.
Trotz der überwiegend langen Spielzeit der acht Tracks tun sich immer wieder Passagen auf, die sofort ins Ohr gehen bzw. insoweit im Gedächtnis haften, dass man sie gleich nach dem Ende der jeweiligen Nummer wieder hören möchte. So macht "Come The Tide" auf Dauer regelrecht süchtig, und mit jedem Durchlauf scheinen sich neue Details aufzutun. Wie - Vorsicht Klischee - heißblütige Südländer klingen ETERNAL STORM wirklich nie, auch wenn man ihnen ihre brennende Leidenschaft für die Sache anmerkt; stattdessen trägt ihre Musik eher skandinavische Züge, falls man das so sagen kann: Melancholie einerseits, eine unterkühlte Aura andererseits, die sich nicht zuletzt in der nachgerade schulmeisterlichen Art der Komposition und Darbietung widerspiegelt.
In Hinblick auf ihr geschmackvolles wie stilsicheres Artwork geht die Scheibe auch optisch als nahezu vollkommenes Stück Death Metal durch.
FAZIT: ETERNAL STORMs Debüt ist ein mindestens halblauter Paukenschlag im (Prog-)Todesblei-Geschehen und zeigt so einigen Nachahmern der schwedischen bis finnischen Schule, wo der Hammer hängt. "Come The Tide" bietet innerhalb dieser Grenzen zwar nicht viel Neues, dafür jedoch auf ihre ausufernde Weise schon jetzt zeitlose Stücke, an denen sich kein anspruchsvoller Genre-Fan rasch satthören wird. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/5f50136f93a8494d9dd30f026a916dee" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2019
Transcending Obscurity
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23.08.2019