Bestehen beim Betrachten des Covers von "Legends Of The Grail" noch Zweifel daran, welche Art von Musik FENRIR spielen, zumal bei diesem Namen und Plattentitel? Nein, und so kommt es, dass man beim Hören des Sextetts aus Nancy, das mit seinem zweiten Album eine siebenjährige Pause beendet, gerade jetzt in der ersten Hälfte 2019 an kürzlich veröffentlichte Folk- bzw. Pagan-Metal-Alben denken muss, die wesentlich besser waren als das Comeback der Franzosen.
Genau, FENRIR müssen sich derzeit mit Cruachan und Waylander messen, wobei sie leider den Kürzeren ziehen. Die Band scheint nur wenig aus den Unzulänglichkeiten (Songwriting, Produktion) gelernt zu haben, die ihr Einstand "Echoes Of The Wolf" aufwies; sie zieht ein ähnlich Pathos-schwangeres Theater ab wie zuvor, wofür man unter allen Tracks speziell das pompöse 'Conquest Of Britain' mit seinen strunzdoofen Metalcore-Riffs anführen mag. Inhaltlich werden dazu Mythologie, mittelalterliche Historie und grelle Fantasy einer oberflächlichen Tafelrunden-Story vermengt, die man guten Gewissens verdrängen darf.
Stampfende Tracks wie das eröffnende 'A Red Sun Rises' und 'The Son Of Pendragon' gehen FENRIR am leichtesten von der Hand. Die Gruppe trägt dabei keinen Keyboard-Kleister auf, sondern arbeitet brav mit vorhersehbar eingebundenen Akustik-Bridges und schreibt leider immer noch keine potenziellen Hits vom Schlage Eluveities, um die größte mit ihnen vergleichbare Band zu nennen. Die kompositorischen Prinzipien beider Combos ähneln sich aber durchaus.
Sopranistin Elsa Thouvenot, die neben Bruno Giglio auch für die Streicher-Parts verantwortlich zeichnet, steht meistens im Zentrum des Geschehens, obwohl ihre dünne Stimme mit der Zeit aufgrund ihrer Einfalt nervt. Die Chor-Arrangements überzeugen im Gegensatz dazu schon eher; die Geige fungiert als tragendes Instrument und macht den einzigen nennenswerten Reiz der Scheibe aus, wenn FENRIR mit zwei sich umspielenden Melodien arbeiten, was recht häufig passiert.
Drummer Kévin Keiser klingt wie ein Computer, die Gitarren braten gleichfalls kalt digital, wobei man sich andererseits ,nicht über zu wenig Power beklagen kann. Die erwähnten Schweizer bekommen den Spagat zwischen zeitgenössischem Sound und urigem Feeling allerdings harmonischer hin.
Einen wohltuend natürlichen Sound, mit dem die Band ihren altertümlichen Themen auch klanglich gerecht würde, muss man also verschmerzen; unabhängig davon dürfen unverbesserliche Folk-Metal-Fans das tänzerische 'Sir Gawain and the Green Knight' und den balladesken Fixpunkt 'The Fisher King' anchecken.
FAZIT: FENRIR bleiben auch auf ihrem zweiten Album hinter dem Potenzial zurück, das sie vom Start weg mitgebracht haben. Ihre Hooks wirken bieder, ihre Heldengeschichten plakativ, der Gesang ist schwachbrüstig, die fetten Riffs stammen aus dem untersten Regalfach des Melodic Death Metal. Alles in allem ganz klar höchstens zweite Liga. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/ea4300fee18141fc83a27e47d9e436d8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2019
Savage Productions
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01.03.2019