Das vorliegende, mittlerweile dritte Album um BLANC FACES Frontmann Robbie LaBlanc und Daniel Flores (ISSA, MURDER OF MY SWEET) ist eines jener Werke, das der Rezensent in den letzten Wochen immer wieder gehört hat. Nicht dass mich die Scheibe dermaßen fasziniert hätte – eher das Gegenteil ist der Fall. Nach zwei bemerkenswert starken Vorgängern mit „Wings Of Love“ (2013) und dem nicht weniger konsistenten Follow-Up „Dark Angel“ (2015) hatte und habe ich mit „Angels In Blue“ meine Probleme.
Das betrifft weniger die Produktion, die im Vergleich mit den Vorgängern klarer geworden ist, sondern vielmehr das Songwriting, das hier nur als durchschnittlich zu bezeichnen ist. Der Gesang LaBlancs ist wie immer über jeden Zweifel erhaben, aber die bestenfalls zweitklassigen Songs lassen auch einen Ausnahmekönner wie ihn nicht wirklich glänzen. Hatten die ersten beiden Longplayer noch mindestens jeweils drei Nummern, die auch nach Wochen im Kopf blieben („Your Lips“, „Forever“, „Midnight Memories“), gibt es vergleichbare Hochkaräter auf „Angels In Blue“ weit und breit nicht zu vermelden und selbst der Opener „No Tears In Paradise“ liefert bestenfalls mediokre Melodic-Rock-Kost.
„Chain Of Love“ schafft es auch nicht, aus der Einheitssuppe als Fettauge herauszustechen, „True Believer“ knüpft schon eher an besser Outputs der Schweden an, wobei der Kehrvers auch nichts als abgegriffene Baukastenware ist. „One Last Kiss“ lässt kurzzeitig Hoffnung keimen, denn hier zaubern FIND ME eine grandiose Strophe auf´s Notenblatt, die aber leider durch einen banalen Chorus wieder in der Belanglosigkeit verschwindet. Schade. Dennoch der beste Track der Scheibe, betrachtet man nur die Eigenkompositionen, denn mit „Desperate Dreams“, der Cover-Version des SURVIVOR-Klassikers haben LaBlanc und Co. dann doch noch ein Highlight zu bieten, bezeichnenderweise eben nur ein Cover, aber immerhin überdurchschnittlich gut gemacht und insbesondere Robbie zeigt hier, welch großartiger Sänger er ist.
„Livin´A Lie“ ist fast schon grotesk einfallslos und auch die schon tausendmal gehörte Textzeile „spread your wings and fly“ macht es alles andere als besser. „Der Titelsong „Angels In Blue“ hebt sich eigentlich nur durch das einem musikalischen Geniestreich entstammende Gitarrensolo kurz vor Ende des Songs aus der Masse ab, gehört aber aufgrund dieses Highlights noch zu den besseren Songs.
Der Rest des Silberlings plätschert dann nur noch so dahin und liefert mit Ausnahme des bereits gewürdigten „Desperate Dreams“ austauschbare Massenware, die niemandem wehtut, die aber auch niemanden hinter dem Ofen hervorlockt.
FAZIT: „Angels In Blue“ wächst auch nach mehrmaligem Hören nicht und zeigt FIND ME auf dem absteigenden Ast. Das ist nicht zuletzt deswegen so bedauerlich, weil das Potential der Band / des Projekts meilenweit über dem hier präsentierten Stand angesiedelt ist. Waren die ersten beiden Scheiben noch ein Pflichtkauf für die Melodic-Rock-Gemeinde, sollten bei Album Nummer drei nur noch Die-Hard-Fans der Mannen um LaBlanc und Flores zugreifen. Das geht besser, Robbie.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.06.2019
Johnny Trobro
Robbie LaBlanc
Philip Lindstrand, Michael Palace
Daniel Flores, Sören Kronquist
Daniel Flores
Frontiers Music Srl.
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22.02.2019