Scheinbar wie aus dem nichts platzt diese Band von der US-Ostküste ins Classic-Metal-Geschehen und erweckt alte Tugenden jener Sorte zum Leben, die einem nicht an jeder (derzeit meistens skandinavischen) Tankstelle wiederbegegnen … Konkret heißt das, FIRSTBOURNE reanimieren die hohe Kunst des Old-School-Shreddings Marke Yngwie Malmsteen oder Eddie Van Halen im Verbund mit traditionellen Genre-Stilmitteln sowohl europäischer als auch nordamerikanischer Provenienz.
Das Ergebnis lässt sich ziemlich gut mit Chastain oder jüngeren Acts wie Kenziner bzw. Time Requiem oder Artension vergleichen, obwohl FIRSTBOURNE auf Keyboards verzichten. Sänger Ian Raposa legt indessen ein offensichtliches Faible für die Singalongs von beispielsweise Helloween an den Tag, das die Songs ausgesprochen eingängig macht. So oder so überwiegt die Virtuosität zu keiner Zeit den gehobenen Anspruch, den die Musiker in Sachen Songwriting an sich selbst zu stellen scheinen.
Nach einem angemessen temporeichen Beginn leiten der Riff-lastige Düsterling 'New Tomorrow' und die getragene Power-Ballade 'When Morning Breaks' zum besonders abwechslungsreichen Mittelteil von "Pick up the Torch" über. Hier finden sich die stärksten Tracks des Albums, allen voran das muskulöse 'Breaking Chains' und der waschechte Plüschrocker 'Riot' als große Überraschung in Anbetracht des deftigeren Rests.
Zum Ende hin drehen FIRSTBOURNE wieder ein wenig auf, wobei gefällige Antreiber wie 'For Now' oder - sehr, sehr nachvollziehbar, die Wahl - ein pfiffiges 'Rising Force'-Cover der gleichnamigen Band herausgekommen sind. Was der Band lediglich fehlt, sind ein ausgeprägter Eigengeschmack und zwei drei richtige Ohrwürmer, denn gerade beim Vergleich der Fremdkomposition mit den eigenen Nummern der Bostoner stellt sich heraus, dass keine davon annähernd so markant sind.
FAZIT: "Pick up the Torch" lässt sich tatsächlich als Fackelträger einer nahezu vergessen Disziplin innerhalb des Heavy Metal begreifen, denn FIRSTBOURNEs verspielter Melodic Metal bildet eine gediegene Schnittmenge zwischen Gitarrenhelden-Stoff und solidem Melodic Rock dar. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5ff36e8d950c42689b360efa8112b9d9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2019
SAOL / Bertus
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25.10.2019