FISCHER Z – na, wer erinnert sich noch an die Band mit ihren provokant-kritischen Texten und dem charismatischen Sänger JOHN WATTS, die bereits vor über 40 Jahren gegründet wurde?
Anfang der 80er-Jahre galten die Briten gar als eine der populärsten New-Wave-Bands, wozu ihnen besonders <a href="https://www.youtube.com/watch?v=RwoNQ9uOF_c" target="_blank" rel="nofollow">ihr Hit „Marliese“</a> verhalf.
Viel Melancholie und Provokation, aber deutlich weniger New Wave, wohnt auch dem aktuellen Album „Swimming In Thunderstorms” inne. Die Melodien sind noch genauso schön wie vor 40 Jahren, auch wenn die Watts-Stimme etwas kratziger klingt und nicht mehr die Höhen vergangener Zeiten erreicht. Das Charismatische ist ihr trotz all der Zerbrechlichkeit nicht abhandengekommen.
Die Songs auf „Swimming In Thunderstorms” liebäugeln dafür gerne mit zarten Bar-Jazz-Rhythmen, wie „No Bohemia“ oder „Cardboard Street“, auf dem sogar ANNE DE WOLFF Geige spielt, oder sind wunderschöne akustischen Balladen im FLEETWOOD MAC-Style, wie „The Heaven Injection“ oder „Wary“, und kommen manchmal gar als rockigere Protest-Songs mit etwas Punk-Appeal daher, wie „The Islamic American“ und der Titeltrack „Swimming In Thunderstorms“. Natürlich haben einige auch wieder jede Menge Hit-Melodien zu bieten, wie beim Album-Opener <a href="https://www.youtube.com/watch?v=66VNBaAyMPg" target="_blank" rel="nofollow">„Big Wide World“</a> sowie dem orgeligen „Right Now“.
Oft entsteht beim Hören des aktuellen FISCHER-Z-Albums sogar der Eindruck, man hätte sich, besonders bei dem unvergleichlichen „Prime,“ auf „Graceland“ von PAUL SIMON oder aber auf eins seiner heißgeliebten THE SMITHS-Alben verirrt.
Erneut sind eine echte Stärke des 2019er-Werks die nachdenklichen, sehr kritisch politische oder zwischenmenschliche Missstände aufzeigenden Texte. Hier gibt’s keinerlei Plattitüden und jeder Song lädt den Hörer zum Nachdenken ein und macht mitunter verdammt traurig, wenn's beispielsweise auf „Prime“ heißt: „Love is such a dangerous word / The most dangerous word I ever heard“.
Auch verweist das Motiv des Album-Covers bereits darauf, dass „Swimming In Thunderstorms“ eine unmittelbare Fortsetzung des ebenso beeindruckenden 2017er-Albums „Building Bridges“ ist, auf dem Watts und seine Mannen Brücken zu bauen statt einzureißen versuchten. Nun also scheinen die Brücken doch gebrochen und man treibt schwimmend durch die ausbrechenden Gewitter, die momentan von allen Seiten so unberechenbar auf uns eindonnern.
FAZIT: Der gute John Watts mit der etwas zerbrechlicher wirkenden Stimme macht genau dort weiter, wo er mit seinem Brückenbau-Album im Jahr 2017 endete. FISCHER-Z sind auch mit „Swimming In Thunderstorms” auf dem musikalischen Weg des New Wave und Folk mit Texten, die sehr viel zu sagen haben. Nach ganz großen Hits sucht man vergebens, dafür findet man aber jede Menge melancholische Leidenschaft und Mut zu musikalischer Vielfalt, die gerne auch mal etwas punkig oder bar-jazzig klingen darf.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2019
David Purdye
John Watts
Marian Menge, John Watts
Adrien Rodes
Sinisa Banovic
Streich- und Blasinstrumente
So Real Records
50:41
13.09.2019