Tatsächlich veröffentlichen FORGETTING THE MEMORIES zwei Drittel der Songs ihrer aktuellen EP vorab als Singles, was auf ihr Anliegen bezogen tief blicken lässt: Die Band nutzt das Kurzformat, um auf möglichst breiter Ebene auf sich aufmerksam zu machen, nachdem ihr Debütalbum "Monophobia" 2016 mehr oder weniger unterging. Das hatte berechtigte Gründe, denn ihre Mischung aus fast stumpfem Deathcore und melodischen Momenten, die in ihrer Eleganz nie ans Format der Großen in diesem Bereich herankam (seien es Modern-Proggies wie Periphery und TesseracT oder Metalcore-Institutionen wie Killswitch Engage) dürfte vielen Fans zeitgenössischer Extrem-Kost zu kompromissbehaftet gewesen sein.
Mit "Known Darkness" begeht das Quintett den Fehler, seine Rezeptur kein bisschen zu verändern, und auch wenn das einerseit svon Konsequenz zeugt, hat es die beiden Komponenten ihres Stils nur unwesentlich besser aufeinander abgestimmt. Die Leistung von Frontmann Bastian Kempe und Bassist Lukas Olsson, die sich das Geschrei und Gebrüll zwischen den klar gesungenen Refrains teilen, ist nicht zu beanstanden, wohingegen es nach wie vor auf der kompositorischen Seite hapert. FORGETTING THE MEMORIES verkleben scheinbar willkürlich Blastbeats, verquere Stakkato-Rhythmen und post-rockig im Hintergrund flirrende Gitarrenmotive zu einer jeweils drei bis verminütigen Klangkulisse, von der trotz dieser Kürze wirklich gar nichts im Gedächtnis haften bleibt.
Dazu wirken nämlich selbst die gewollt hymnischen Refrains zu abgedroschen. Unabhängig davon begreift man auch gar nicht, was die Combo einerseits so wütend macht und andererseits dazu veranlasst, das brutale Einerlei mit luftig poppigem Singsam zu durchsetzen.
FAZIT: An "Known Darkness" dürften lediglich beinharte Core-Fanatiker ohne Anspruch an sinnvolles Songwriting Gefallen finden. FORGETTING THE MEMORIES bleiben eine Kapelle, die ohne Sinn, Verstand und überhaupt das Bedürfnis, irgendetwas Konstruktives auszusagen, einem Sound nacheifert. Die EP ist wenig mehr als "going through the motions" mit dem, was sich die Musiker offensichtlich von ihren Idolen abgeschaut haben, ohne es zu kapieren, geschweige denn selbst so zu empfinden, dass sie dieses Zeug und nichts anderes spielen müssen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/f1990092a6c548389c20f096af4778c7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2019
Long Branch / SPV
31:51
23.08.2019