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Ghost Iris: Apple Of Discord

Stil: Modern Metal

Cover: Ghost Iris: Apple Of Discord

Die als Streaming-Sensation und wunders wie innovativ gefeierten GHOST IRIS sind eine gerngesehene Gäste des britischen Metal Hammer und passen wie der Arsch auf den Eimer in die Hartkern-Szene des Vereinigten Königreich - hippe Jungs mit gewollt tiefgründigen Konzeptsongs, die aber schlussendlich unerheblich sind, solange man zur Musik abzappeln und Walls of Death aufwirbeln kann. Die funky Anwandlungen, die der Combo vor allem auf dem Vorgänger von "Apple Of Discord" wie von Natur aus von der Hand gingen, sind praktisch völlig passé. Stattdessen dominiert derzeit oft die grobe Kelle, die den Dänen gar nicht mal schlecht steht.

Das dritte Album der Gruppe spielt sich wie gewohnt weitgehend im Deathcore-Rahmen ab. Progressiv, wie sie selbst meinen, waren und sind GHOST IRIS allenthalben im rhythmischen Bereich, doch ihr Akkord-Herumgeschiebe beeindruckt vielleicht noch Alteingesessene, die das Phänomen Djent bislang nicht wahrgenommen haben. Allerdings haben die Mitglieder merklich an den verträglicheren Elementen ihrer Musik gearbeitet, sodass wirklich starke melodische Gesangspassagen zustande kamen, die nicht schnöde nach Jammerlappen-Schema F konzipiert wurden.

Schon in der Vergangenheit lud man Gäste wie Sängerin Mie Due Sørensen (‘Detached’ vom zweiten Longplayer) ein und erzielte gewinnbringende Ergebnisse, Für drei neue Tracks gaben sich Tyler Shelton von Traitors, er kalifornische Pop-Solokünstler Don Vedda und Chad Ruhlig auf der Liste, der Frontmann der Allerwelts-Coreler For The Fallen Dreams. Heraus kamen mit der Setzkasten-Nummer 'Beauty In Expiration', dem durchaus mitreißenden 'The Rat And The Snake' und dem Glanzlicht (siehe weiter unten) 'Magenta Moon' Eckpunkte, die gewissermaßen stellvertretend für die Qualität und Ausrichtung des gesamten Albums herhalten.

Dem Aufmerksamkeit erregenden Stoff gegenüber stehen allzu vorhersehbar kalkulierte Brüller wie 'Final Tale', komplett stereotyp mit Stakkato-Tieflader-Riffing bis zum unvermeidlichen Halftime-Breakdown, und bei so vielen Anglizismen darf man dann gleich noch das Totschlagwort "Mallcore" in den Raum werfen. Dessen Klebrigkeit erreicht nämlich auch der Totalausfall 'Heaven Was Pure Hell'.

Am Ende drehen GHOST IRIS noch einmal (oder zum ersten Mal) richtig auf. Das hymnische 'Cowardly Pride' und das letztlich dann doch einzige wirklich euphorisierende Stück 'Magenta Moon' sind die unbestreitbaren Höhepunkte des Albums. Trotzdem reicht's unterm Strich für wenig mehr als das Prädikat "Periphery und Textures für Arme".

FAZIT: Von dem Optimismus, den GHOST IRIS im Vorfeld der Arbeiten Einlass ins Bandgefüge gewährten, ist bei Düsterlingen wie dem Titeltrack oder 'The Rat And The Snake' nicht viel zu spüren. Überhaupt erschließt sich nicht, was für einen umstürzenden Wandel die Südskandinavier vollzogen haben sollen, wie ihr Label suggeriert. Unabhängig davon kann man als konservativer Genre-Fan, der keine Innovation braucht, sondern nur astrein ausgeführtes Handwerk, eine Menge Freude mit "Apple Of Discord" haben. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/b05730cafc7d48e282f165a2f9a6ee8b" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.02.2019

Tracklist

  1. Apple Of Discord
  2. The Devil's Plaything
  3. Final Tale
  4. After The Sun Sets Pt. II
  5. Beauty In Expiration
  6. The Rat And The Snake
  7. Heaven Was Pure Hell
  8. Cowardly Pride
  9. Magenta Moon
  10. Virus

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Long Branch / SPV

  • Spieldauer

    44:21

  • Erscheinungsdatum

    22.02.2019

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