Sie ist lang und genreübergreifend, die Diskografie von GLEN MATLOCK, dem Songschreiber und Bassisten der in Sachen Punk wegweisenden SEX PISTOLS und (Mit-)Autor von Klassikern wie „God Save The Queen“, „Pretty Vacant“ oder „Anarchy In The UK“. Neben einer ganzen Reihe eigener Bands finden sich in MATLOCKS Werkverzeichnis Namen wie IGGY POP, JOHNNY THUNDERS oder IAN HUNTER.
„Good To Go“ nun ist MATLOCKS neues Solo-Album, das er zusammen mit einer hochkarätigen Band in Rhinebeck (NY) und London eingespielt hat. Es ist sein fünftes eigenes Werk und bietet durchaus die Möglichkeit, Unerwartetes und weniger bekannte Seiten des Briten zu entdecken; vorausgesetzt – oder zumindest von Vorteil – allerdings, dass man sich gedanklich von MATLOCKS früherem Wirken abkoppeln kann.
Das ohrenfälligste Beispiel für diesen Anspruch ist „Montague Terrace“, ein Song von Scott Walker, dessen barocken Pop man wohl zuletzt mit einem Punker der ersten Stunde in Verbindung bringt. Wie auch immer, MATLOCK interpretiert diesen Song von Walkers erstem Soloalbum (1967) angenehm entschlackt und ohne Orchester – allein klassische Gitarre und Kesselpauken verleihen „Montague Terrace“ das gewisse Etwas.
Und alles andere, MATLOCKS elf eigene Werke? Sie summieren sich zu einer insgesamt durchaus flotten, zwischen Rock, Rockabilly, Country und Blues pendelnden Angelegenheit, gespickt mit zahlreichen Reminiszenzen an Musiker-Kollegen wie beispielsweise JUNIOR WALKER („Wanderlust“), GEORGE HARRISON (Slide-Gitarre in „Piece Of Work“) oder Jungle-Rocker HANK MIZELL (Riff in „Cloud Cockoo Land“).
Die ganz großen Songs legt GLEN MATLOCK auf „Good To Go“ nicht vor, vielmehr einfach soliden und zum Glück ziemlich roh belassenen Rock ‘n‘ Roll. Der erste Song des Albums, ein fadengerader Rocker, definiert zudem die unbedingte Vorwärtsstrategie des Ex-Punkers: „Now, Ladies and Gentlemen gather round – Won’t Put The Brakes On Me!“ – erfreulicherweise kein leeres Versprechen.
FAZIT: GLEN MATLOCK und seine Mitmusiker haben „Good To Go“ hörbar locker und mit Spaß an ihrem Metier eingespielt. „It’s only Rock ‘n‘ Roll but I like it“ trifft auf dieses Album vollumfänglich zu.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.05.2019
Jim Lowe
Glen Matlock
Earl Slick, Chris Spedding, Neil X
Slim Jim Phantom, Chris Musto
Anthony Bettancourt (Tambourine)
Peppermint
43:55
28.09.2018