Ihr Debüt kam wie der vielzitierte Paukenschlag und fiel bedauerlicherweise viel zu kurz aus, doch nun melden sich GOREG?NG nach recht kurzer Wartezeit zurück, um in ihrem unmittelbar liebgewonnenen Modus weiterzumachen. "Neon Graves" ist natürlich auch kein abendfüllendes Album, macht aber ungleich nachhaltiger satt als sein Vorgänger, ohne dass sich die beiden verantwortlichen Musiker zu einer Änderung ihrer Rezeptur bewogen fühlen würden.
Müssen sie auch nicht. Das aus Wombbath hervorgegangene Projekt - Gitarrist und Sänger Jeramie Kling ist nun auch bei Venom Inc. zu hören, Drummer Taylor Nordberg spielt auch gemeinsam mit ihm beim schwedischen Todeskommando Ribspreader - zieht seine Mixtur aus skandinavischem Death Metal und Crust Punk weiterhin stoisch durch, wobei dieses Adjektiv vielleicht nicht ganz passt, denn von Behäbigkeit kann in Bezug auf "Neon Graves" keine Rede sein.
Allerdings startet der Zweier nach dem unheilvollen Intro überraschend langsam. 'False Flags' nimmt jedoch genauso rasch Fahrt auf, wie es schon wieder vorbei ist, was auch für die anderen elf Tracks gilt. Die meisten dauern kaum drei Minuten, wobei die Ausnahmen 'Feeble-minded Rash', 'Plague of Hammers' und 'This Era of Human' (alle ein wenig unter oder über vier Minuten) sogar die erbarmungslosesten Nummern auf "Neon Graves" sind. Wenn GOREGÄNG wie hier längeren Atem beweisen, können sie auch alle ihre Trümpfe ausspielen.
Es sind trotz der relativ engen Grenzen ihres Stils so einige - rüpelhafte Shout-Chöre, garstig schleifende Breaks in bester Autopsy-Manier und Minimal-Melodien, anhand derer man individuelle Tracks voneinander unterscheiden kann. Dass letzten Endes doch alles zu einem gewaltigen Sturm verschwimmt, liegt in der Natur der Sache. Das einzige Manko von "Neon Graves" sind die schmerzlich vermissten Rock-Solos, die Crustcore eigentlich erst zu dem zeitlos geilen Stil machen, der er ist.
FAZIT: GOREGÄNG stehen mit ihrem altertümlich punkigen Todessound relativ allein auf weiter Flur da, was "Neon Graves" schließlich reizvoller macht, als es in einer überlaufenen Crust-Death-Metal-Szene der Fall wäre. In kompositorischer Hinsicht darf das Projekt beim dritten Langspieler noch ein, zwei Schippen drauflegen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/2d5043ba094a4249b6d5913f98cf3ef1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.05.2019
Transcending Obscurity
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24.05.2019