Nach dem denkwürdigen Longplayer "… For Thine Is The Darkness" (2016) und der Mini "Back to the Mausoleum" zwei Jahre später legen GRAVEYARD schon wieder neues Material vor und scheinen kein bisschen unter Ideenmangel zu leiden, geschweige denn beim Zusammenstellen von Songs die kompositorische Qualität zu vernachlässigen. Großartig weiterentwickelt haben sich die Iberer in letzter Zeit gleichwohl nicht, aber muss das überhaupt sein?
Die Band hat unter ihrem Gitarristen Javi Félez aufgenommen, der auch die Abmischung des Materials übernahm, und stellt mit dem dritten von vier Teilen eines Lovecraft-Konzeptzyklus (gähn …) erneut eine Platte voller archaischer Death-Metal-Nummern vor, die ihren Status als Instanz im internationalen Underground nur noch einmal bestätigt. Um den achtminütigen Brocken 'Hurled Unto Damnation', in dem GRAVEYARD alle ihre Trümpfe (Tempovariationen, Atmosphäre und rohe Brutalität im Wechsel) in nahezu vollkommener Form ausspielen.
Mit dem Opener-Doppel 'Swarm of Flies' und 'Winds Like Daggers' legen die Spanier ein erwartbar flottes Brett mit typisch skandinavischer Melodiesprache aus, das bei aller Unmittelbarkeit fein gemasert und mit raffinierter Patina lasiert es, wenn man es bildlich ausdrücken möchte. GRAVEYARD komponieren an der Schwelle von Kalkül zum Chaos punktgenaue Genre-Tracks, in denen trotzdem Zeit für den einen oder anderen spannenden Schlenker bleibt.
Mit fortlaufender Spielzeit wird die Stimmung eindringlicher und entspannt sich nach dem erwähnten Longtrack wieder bis zu einem gewissen Grad, ehe das Quartett mit dem noch opulenter und vertrackter arrangierten 'Madre de la Noche' abermals epische Register zieht. Das kriegerisch erhabene 'The Storm Above' und das abwechselnd rasende, dann wieder stampfende 'The Shrike' sind hingegen die beiden "Hits" dieser Platte, an der man als Todesmetaller 2019 nicht vorbeikommen wird.
FAZIT: GRAVEYARD bleiben bei ihren Leisten, was sich auf "Hold Back the Dawn" bezogen als Glücksfall erweist. Wäre in Spanien je eine Welle wie seinerzeit in Schweden ins Rollen gekommen, stünden sie nun als Instanz an vorderster Front, wie es seinerzeit Dismember, Entombed und Konsorten taten … bloß mit ihrer eigenen Handschrift, die sich praktisch aus sämtlichen Genre-Phasen bildet. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/33baa913ee8143ceae211a441e68d535" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2019
War Anthem / Soulfood
46:28
20.09.2019