Dass He Is Legend auf ihrem bereits sechsten Album zu offensichtlich mit Radio-Airplay liebäugeln, während sie andererseits ausgesprochen frischen "Allesgeht"-Kram zocken, dürfte ihnen die uneingeschränkte Liebe der Nerds dort draußen abermals verwehren. In ihrer Unentschlossenheit stellt sich die Band wieder selbst ein Bein, doch dessen ungeachtet ist "White Bat" ein gutes Ding und seinem Vorgänger "Few" überlegen.
Der fllotte Dreier jongliert weiterhin munter mit Versatzstücken aus Rock, Metal und Hardcore, wobei Frontmann Shuylars Stimme die einzige Konstante ist. Er pendelt ungefähr zwischen Panteras Phil Anselmo in der Light-Variante und einem Neo Grunge-Crooner hin und her, wobei ihm einige Hit-Refrains gelingen, aber manchmal auch allzu gespreiztes Geleier unterläuft. Das vorab ausgekoppelte Titelstück zu Beginn kommt erst mathematisch, dann hymnisch daher, und bringt unabhängig von seinem nervigen Sample (clownhaftes Lachen) schon sämtliche Vorzüge der Scheibe auf den Punkt:
Quertreiber-Rhythmen und geradlinige, enorm eingängige Parts im Wechsel. Premiumprodukte in diesem Gemischtwarengeschäft sind das peitschende 'Eye Teeth' und 'Talking Stalker', das mit seinem ätherischen Intro Alice In Chains vortäuscht und den Hook-Ball dann frech über mehrere Kanten hinweg im Loch versenkt, Bückware hingegen die beliebig untereinander austauschbaren Tracks 'Resister, Resist Her', 'The Interloper' und 'Skin So Soft'. Dass sich dergleichen im hinteren Drittel der Scheibe häuft, mindert den positiven Gesamteindruck, obwohl der finale Stampfer 'Boogiewoman' (zweite Single) bis zu einem gewissen Grad für die Durststrecke entschädigt.
Doof allerdings: Das Album ist im Grunde keine Platte bzw. Scheibe, weil es vorerst nur digital veröffentlicht wird. Kosten-Nutzen-Rechnung und so. Bedauernswert für eine Band, die vermutlich auch richtige Musikliebhaber und somit auch Freunde eines physischen Produkts ansprechen möchte. Nebenbei bemerkt stellt sich ein Major-Label wie Universal, das ja hinter Spinefarm steckt, mit so einer Aktion ein Armutszeugnis aus.
FAZIT: Ausnahmeband oder klassischer Fall von Sitzen zwischen allen Stücken? He Is Legend sind nach wie vor spannend, obwohl man ihnen auch wegen White Bat vorwerfen könnte, sie wollten sich der Masse anbiedern, ohne die dazu notwendigen Songs zu schreiben. Plump ausgedrückt besteht das aktuelle Werk des Trios größtenteils aus Stücken, die wie nicht zu Ende oder um die Ecke gedachter (wie gesagt liegt es im Auge des Betrachters) Allerwelts-Alternative wirken. Es bleibt also dabei, Licht und Schatten liegen bei dieser Combo dicht nebeneinander. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/89f992e43e39475da21caa37130db06f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.06.2019
Spinefarm / Universal
42:17
28.06.2019