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Heart: Live in Atlantic City

Stil: Hadrock

Cover: Heart: Live in Atlantic City

Für eine höhere Sache über den eigenen Schatten springen - dies zu schaffen zeugt von einer Reife, die erwachsene, ja sogar nicht mehr zu den jüngsten Zählende Menschen im Grunde genommen längst erfahren haben sollten. Ob die seit 2016 untereinander zerstrittenen Mitglieder von HEART kürzlich dazu gekommen wären, ebendies zu tun, um einen eindrucksvollen Gig anlässlich einer VH1-Liveübertragung zu spielen, deren nun vorliegende Nachlese höchsten Fan-Ansprüchen genügt, ist fraglich, doch seinerzeit - 2006 - hing der Haussegen noch nicht schief.

"Live in Atlantic City" zieht seinen besonderen Reiz aus der Rückbetrachtung, gerade auch in Hinblick auf die erlauchte Gästeschar, die das Geschwisterpaar Wilson zum "Decades Rock Live Broadcast" einlud. So wurden Led Zeppelins 'Misty Mountain Hop' (lobenswert frische Coverversion, obendrei sowieso eine originelle Wahl) sowie die eigenen Klassiker 'Bébé Le Strange', 'Straight On' und 'Crazy On You' mit Dave Navarro dargeboten, den man von Jane's Addiction und Red Hot Chili Peppers "One Hot Minute" kennt. Die Aufsehen erregende Performance der bestens aufeinander eingespielten Band mit dem Gitarristen und Berufs-Beau kann sich hören bzw. sehen lassen - und apropos Bleizeppelin: Neben der Eigenkomposition 'Even It Up' bieten HEART in Form von 'Rock’n' Roll' eine weitere Nummer der Ikonen, beide gemeinsam mit Country-Star Gretchen Wilson, deren Stimme sich prima mit jenen von Ann und Nancy ergänzt.

Das gilt im Übrigen auch für das träumerische, im Vergleich zur Studioversion leicht entschleunigte 'Alone' mit Carrie Underwood, die eine herrliche zweistimmige Gesangsperformance ermöglichte, in den Schatten gestellt lediglich von den Auftritten der damals mit Neu-Frontmann William DuVall wiederauferstandenen Grunge-Institution Alice In Chains, an deren Seite überraschenderweise Guns-N'-Roses Bassist Duff McKagan Gitarre zockte.

Alle Promis finden sich am Ende des in Sachen Hits erschlagenden Sets gemeinsam für das unermeidliche 'Barracuda' auf der Bühne ein, dessen im Verhältnis zum Original abweichendes Arrangement eine ganz neue Seite dieses Bandstandards hervorkehrt. In seiner Anlage ähnelt es einem weiteren Highlight der Show - dem leicht überlangen 'Lost Angel' vom 2004er Album "Jupiter's Darling" in akustischer, aber dennoch klanggewaltiger Form.

FAZIT: Knapp 13 Jahre nach dem Event zu sehen, was für ein glänzendes Bild HEART zu diesem feierlichen Konzert abgaben, lässt mit lachendem und weinendem Auge zurückblicken. "Live in Atlantic City" weist aufgrund des aktuellen Zerwüfnisses der Band einen tragischen Unterton auf; von Spannungen ist nichts zu spüren, man scheint optimistisch in einen goldenen Karriereabend vorauszuschauen, und die Energie aller Mitwirkenden, die im kargen Bonusteil interviewt werden, reißt selbst vorm heimischen Bildschirm mit. Trotz oder gerade wegen seines insgesamt bittersüßen Charakters gilt hier: Pflichtanschaffung für Fans der Gruppe und allgemein Freunde von Live-Shows der Superlative … historischer Wert inklusive. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/1512964e5c374f148f9063ec893beba3" width="1" height="1" alt="">

Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2019

Tracklist

  1. Bébé Le Strange
  2. Straight On
  3. Crazy On You
  4. Lost Angel
  5. Even It Up
  6. Rock’n Roll
  7. Dog & Butterfly
  8. Would?
  9. Rooster
  10. Alone
  11. Magic Man
  12. Misty Mountain Hop
  13. Dreamboat Annie
  14. Barracuda

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    ear / Edel

  • Spieldauer

    59:34

  • Erscheinungsdatum

    25.01.2019

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