Statt der 'Seven Nation Army' von White Stripes lassen diese Berliner gleich die Heerscharen des Gehörnten auf der Erde einfallen, doch teuflisch geht es auf "Anthems For The Misanthropic" nur insoweit zu, als man ungeschönten Rock 'n' Roll immer noch mit dem Untergang des christlichen Abendlandes, Kinder verspeisenden Langhaarigen und dergleichen in Verbindung bringt.
Ähnlich anachronistisch nämlich wie diese Auffassung älterer Generationen sind HELL NATION ARMY ausgerichtet. Die Band spielt punkigen "Kick Ass Rock ’n’ Roll", wie sie selbst sagt, und wer bei dieser Bezeichnung an die kurzlebige skandinavische Straßenköter-Welle Ende der 1990er denkt, liegt in Hinblick auf den Stil des Quintetts nicht weit daneben. Die Mitglieder mögen teilweise einen Metal-Background haben, verschreiben sich aber konsequent dem Stoff, der Backyard Babies, Gluecifer und Hellacopters seinerzeit zumindest jene sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm schenkte.
Das rohe Treiben lässt sich alternativ auch grob zwischen den weniger selbstironischen Turbonegro (mit Hank wohlgemerkt) und dem Asi-Kram (im besten Sinn gemeint) der amerikanischen Kult-Kapelle Poison Idea ansiedeln. Damit einher gehen sämtliche Klischees, die man gemeinhin mit der entsprechenden Szene assoziiert, was bei den Pseudonymen der Mitglieder anfängt und in der visuellen Ästhetik der Platte endet.
Zum Begreifen der sechs Tracks dieser neuerlichen EP - ein Album wäre kurz vorm zehnten Jahr von HELL NATION ARMYs Bestehen allmählich angebracht - braucht man keinen Abschluss in höherer Musikmathematik. Ausgehend vom Singalong 'Gazoline' über das mindestens halb Motörhead-ige 'Feed The Machine' bis zum Überraschungshit 'Demon Girl' am Ende fackelt die Gruppe zu keiner Sekunde, sondern pocht auf unmittelbare Zündung.
Dass es sich bei der Scheibe dennoch nicht um einen getarnten Kaltstart handelt, nach dem die Karre prompt absäuft - dafür sorgen allein schon die beiden Gitarristen, die sich um Kopf und Kragen zu zocken scheinen. In dieser Hinsicht haben es selbst weitere Teile der internationalen Konkurrenz schwer, gleichauf zu ziehen - und dieses Lob kann sich fürwahr nicht jede deutsche Genre-Band ans Revers heften.
FAZIT: HELL NATION ARMY, die übrigens auch live ein Knaller sein sollen, bieten mit diesem Kurzformat Pflichtstoff für die Klientel der genannten Acts, deren Mitglieder, ob sie noch zusammen musizieren oder nicht, längst keine so unbekümmert schnörkellosen Street-Punk-Songs mehr verzapfen (können). <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/91f7be24faac492ebe93126b929f4096" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2019
Eigenvertrieb
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04.01.2019