Mit ihrem locker-flockigen Psychedelic Rock, der nicht wenige Qualitäten aufweist, wie man sie im weiteren Indie-Rock-Kontext schätzt, haben HELSINGLAND UNDERGROUND in ihrer Heimat wiederholt die Charts gestürmt, was angesichts der Pop-Verliebtheit Schwedens nicht großartig verwundert. Über die Landesgrenzen hinaus ist das Sextett allerdings bis heute ein weitgehend unbeschriebenes Blatt geblieben - und das, obwohl es seit seiner Gründung 2008 bereits vier Alben herausgebracht hat.
Ob das fünfte etwas daran ändert? Fest steht zumindest schon beim Erstkontakt mit "A Hundred Years Is Nothing", dass die Band eine ideale Schnittmenge aus US-Westcoast-Klängen (Grateful Dead bis Doors), britischem Blues und Neo Psych abbildet, wie man ihn schon vor Jahren etwa von den Dänen Baby Woodrose geboten bekam, als die Zeit dafür noch nicht Reif beziehungsweise der Trendzug noch nicht auf Touren gekommen war.
Der richtige Moment für HELSINGLAND UNDERGROUND, um international durchzustarten, könnte nun also wirklich gekommen sein. Kompositorisch lässt die Gruppe nichts anbrennen, sondern bietet auf ihrer fünften Platte elf gedrungene Leisetreter voller recht eingängiger Melodien und zugleich genug Details - angefangen beim akustischen Ausflügen ins ländliche Idyll über verspielte Orgelparts bis hin zu geschmackvollen, stets gezügelten Gitarrensolos -, um sogar die Prog-Fraktion zufriedenzustellen.
Der einzige Schwachpunkt des Ganzen? So ordentlich diese Musik auch geschrieben wurde und gespielt wird, so wenig Biss hat sie. Man wünscht sich bisweilen eine Brechung, ja einen Ausraster seitens Keyboarder Charlie Granberg, der die kompositorischen Strippen zieht und die Lead-Stimme übernimmt. Man sollte sich also unbedingt darauf einstellen, dass “A Hundred Years Is Nothing" in einem fort brav und freundlich der Sonne entgegenblickt - andererseits ein erfreuliches Novum in einer Zeit auch auf musikalischer Ebene allseitiger Schwarzmalerei.
FAZIT: Auch wenn man die Mitglieder von HELSINGLAND UNDERGROUND mitunter kräftig schütteln will, damit sie aufbrausen, ist es an der Zeit, dass diese schöne Seltenheit von Band die Früchte ihrer Arbeit auch außerhalb Schwedens erntet, denn so jugendlich frisch und versiert spielt im Grunde nur noch die alte Garde (falls sie noch lebt) Lieder im Fahrwasser von 'Somebody To Love', 'California Dreamin'' und wie sie alle heißen. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/5d996f9dacd34986814602343b9390b8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2019
Wild Kingdom / Sound Pollution
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30.08.2019