Das große Plus von "X" ist seine Dauer von nur einer halben Stunde, innerhalb welcher HEY ZEUS neunmal geradeaus rocken und eine schmissige Coverversion von Deep Purples 'Bloodsucker' darbieten. Überhaupt orientieren sich die Bostoner auf ihrem Einstand stark an den britischen Genre-Pionieren zu ihrer Mark II-Phase, was zu einen prototypischen Abziehbildern bekannter Tracks von Blackmore und Co. führte, die man jedoch nur liebgewinnen muss.
Auf eines sei dabei jedoch deutlich hingewiesen: Die Band verarbeitet keinerlei Jazz- oder Klassik-Elemente, geschweige denn, dass sie eine ganz allgemein außerordentliche Virtuosität als Instrumentalisten an den Tag legt. Des weiteren fehlt ein Organist, aber ein Gitarrist, der jedes aufkommende Soundloch mit Leads und Solos verschließt, kompensiert diese beim Vergleich mit den Purps aufklaffende Lücke.
Unabhängig von der Referenzband, an der sich HEY ZEUS orientieren, handelt es sich bei ihnen um ausgezeichnete Songwriter, die mit ausnahmslos jedem Refrain ins sprichwörtliche Schwarze treffen. Zweitens unterscheiden sich die einzelnen Tracks auch durch ihre jeweils individuelle Ausrichtung; wohingegen etwa 'Richard The Elder' abwechselt swingt und stampft wie der Teufel, zertrümmern die Mitglieder im knapp zweiminütigen 'X Marks The Rocks' die Garagen, in denen MC5 und The Stooges zu Beginn ihrer Karrieren probten.
'Save Your' ist dann ein mehr oder weniger offensichtlicher Kniefall vor frühen bis mittleren Motörhead mit einem fett abgehangenen Stoner-Riff während der kurzen Bridge-Parts, das auch Danko Jones gut stehen würde. Da auch die Produktion nicht allzu anachronistisch ausgefallen ist, darf man HEY ZEUS guten Gewissens als kurzweilige Mischung aus alt und neu bezeichnen.
FAZIT: Wildes Getrommel (Cowbell!), sofort zündende Licks bis zum Abwinken und coole Gesangs-Hooks en masse machen "X" zu gediegenen Entertainment, das man sich in seiner Kürze auch ohne viel Tiefgang gleich mehrmals hintereinander gönnen kann. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/6fd33eb1569940de836cdba609245787" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2019
Argonauta / Soulfood
29:53
01.02.2019