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Hideous Divinity: Simulacrum

Stil: Death Metal

Cover: Hideous Divinity: Simulacrum

Als Italiener standen und stehen HIDEOUS DIVINTY in der Tradition der nationalen Death-Metal-Pioniere Necrodeath, aufgrund ihrer technischen Ausrichtung jedoch auch Sadist, Gory Blister und Will 'O' The Wisp, während die schonungslose Brutalität, die sie schon auf drei erschlagenden Alben hervorgekehrt haben, in erster Linie in den Vereinigten Staaten kultiviert wurde. "Simulacrum" führt diese Leitlinie nun auf mehr oder weniger identischem Niveau wie bisher fort.

Ein Mindestmaß an Melodie, virtuose Gitarrensweepings und getragen walzende Part inmitten des vornehmlich rasanten Treibens sind regelmäßig wiederkehrende Gestaltungsmittel, die HIDEOUS DIVINTY verwenden, um für Kurzweil zu sorgen. Auch Black Metal war, ist und bleibt wichtig für die Musik der Band, wie man an zahlreichen flirrenden Passagen mit offen ausklingenden Akkorden bzw. ohne Palm-Muting gespielten Riffs erkennen kann.

am stärksten sind HIDEOUS DIVINITY wider Erwarten dann, wenn sie ihre halsbrecherische Leitlinie für stimmungsvolle Momente unterbrechen, etwa wenn nach dem Kehlkopfgesangs-Intro 'Condense' zu 'Anamorphia Atto III' geradezu luftige Akkorde zu einem weiteren Sperrfeuer-Manöver hinleiten. Solche Segmente häufen sich im zweiten Viertel und lassen die Band in puncto Intensität an die jüngeren Werke von Cattle Decapitation heranreichen.

Konzeptionell sind die Männer vom Stiefel aber anders ausgerichtet: Hinter dem vertraut wirkenden Grusel-Covermotiv des Russen Wladimir Tschebakow verbergen sich psychologische Betrachtungen, die nicht zum ersten Mal in eine von Horrorfilmautoren wie John Carpenter oder David Cronenberg beeinflusste Bildersprache gebettet wurden. Konkret widmet sich die Gruppe diesmal David Lynch und dem surrealen Zankapfel "Lost Highway", verbunden mit Gedanken aus der modernen Philosophie von u.a. Gilles Deleuze und Friedrich Nietzsche - intellektuell aufgeladener Stoff also, obwohl man das getrost beiseite schieben kann, um sich einfach nur einen breiten Scheitel von der Brachialität der Römer ziehen zu lassen.

Die limitierte Version des Albums enthält übrigens zwei Cover-Bonustracks, 'Blood of the Zodiac' von Machine Head und Mayhems 'Cursed in Eternity'. Anspieltipps ansonsten, die Blastbeat-Infernos 'The Embalmer' und 'Bent Until Fracture', Paradebeispiele für ausgesprochen transparent, aber nicht aseptisch kalt produzierten Tech Death.

FAZIT: HIDEOUS DIVINITYs Landsleute Hour Of Penance sehen angesichts von "Simulacrum" genauso blass aus wie so gut wie alle anderen Acts aus dem Ultrakrasstodessegment. Mit ihrem vierten Album steht die Band auch über den Herbst und Winter 2019 hinaus neben den erwähnten Cattle Decapitation (wo bleibt übrigens eine neue Cryptopsy-LP?) an vorderster Front, wenn es um entgeisternden wie vergeistigten, nach allen Regeln erstklassiger musikalischer Handwerkskunst in Szene gesetzten Extrem-Metal geht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/b03e83742195451ea9a17609eb2fc91d" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.11.2019

Tracklist

  1. Deleuzean Centuries
  2. The Embalmer
  3. Condense
  4. Anamorphia Atto III
  5. The Deaden Room
  6. Actaeon
  7. Bent Until Fracture
  8. Seed of Future Horror
  9. Prey to a Vision
  10. Implemini Exitio

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Century Media / Sony

  • Spieldauer

    40:52

  • Erscheinungsdatum

    08.11.2019

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