Von Not und Verzweiflung im ländlichen Dakota erzählte Bob Dylan anno 1964 in seinem Song „Ballad Of Hollis Brown“. Vier Herren aus dem New Yorker Stadtbezirk Queens haben sich vor zehn Jahren den Namen HOLLIS BROWN aus genanntem Songtitel zu eigen gemacht – und das Thema „Not und Verzweiflung“ lässt sich im Zusammenhang mit „Ozone Park“, dem fünften Album der genannten Band, als Metapher leider auch nicht gänzlich verdrängen.
Die zehn Songs des in etwas mehr als einer Woche in Florida eingespielten Albums decken, wenn zumeist auch mit ziemlich dezenter Ausprägung, ein breites Stil-Spektrum ab. Dieses erstreckt sich von den soulig angehauchten Stücken „Blood From A Stone“ und „Stubborn Man“ (hört man da in der Ferne, für Mike Montali allerdings unerreichbar, JJ Grey singen?) bis zu den beiden abschließenden Songs „Bad Mistakes“ (leicht angepunkt) und „Go For It“ (mild angefunkt).
Dazwischen gibt’s schmachtenden Liebeskummer im „She Don’t Love Me Now“, ein an Wal-Gesang erinnerndes Intermezzo („After The Fire“) leitet nahtlos in das spröd instrumentierte „Forever In Me“ über, und ein penetrant klopfendes Schlagzeug unterstreicht für drei lange Minuten „The Way She Does It“.
Musikalisch zerreißen HOLLIS BROWN keine großen Stricke, und auch wenn sie sich auf diesem Gebiet bisher noch nie besonders hervorgetan haben: So bescheiden war in dieser Hinsicht noch keines ihrer bisherigen Alben. Soli sind allenthalben Mangelware, das Schlagwerk geht einem spätestens nach halber Laufzeit der Scheibe auf die Nerven – und überhaupt: Spannendes, Überraschendes fehlt zur Gänze, und die Songs werden von der Band immer hart an der Grenze zur Monotonie gefahren.
Bandleader Mike Montali hat seine Truppe in Interviews als die „letzte der großen amerikanischen Rockbands“ bezeichnet, gesagt, dass andere Bands halt längst nicht über derart tolle Songs wie HOLLIS BROWN verfügen und schließlich gar Vergleiche mit den Beatles oder Led Zeppelin angestellt…
FAZIT: HOLLIS BROWN scheinen als Band über ein intaktes Selbstbewusstsein zu verfügen, haben mit „Ozone Park“ ihrer Diskografie jedoch ein musikalisch äußerst bescheidenes und insgesamt wenig erbauliches Werk beigefügt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.07.2019
Mike Montali
Mike Montali, Jonathan Bonilla
Adam Bock
Andrew Zehnal
Mascot Label Group
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07.06.2019